Der Brief, den Du niemals erhalten hast

Unsere Leserin verabschiedet sich in diesem bewegenden, niemals abgeschickten Brief von der Liebe ihres Lebens

Lieber X,

ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich hier mache und ob es richtig ist. Ich weiß nicht einmal, ob Du diesen Brief jemals wirklich erhalten wirst. Aber heute habe ich dieses Gefühl, ich kann es schwer beschreiben, dieses aufgeregte Gefühl im Bauch, dieses Herzklopfen, dieses unbeschwerte und zugleich bedrückende Gefühl in der Brust, das Lachen mit Tränen in den Augen, die Hoffnung und die Tagträume mit der ernüchternden Erkenntnis der Realität … so stark, ich kann es kaum aushalten. Und ich habe das Gefühl zu platzen, wenn ich es jetzt nicht sage oder niederschreibe!

Genau jetzt möchte ich Dich am liebsten anrufen und zu dir fahren und nichts anderes tun, als von Dir in den Arm genommen zu werden. Keiner sagt etwas, Du hast mich nur fest im Arm und bist da. Ich spüre dich, wie Deine Arme mich festhalten, mein Kopf auf Deiner Schulter liegt. Ich spüre Deinen Atem und genieße genau diesen Moment, den Trost, DICH!

Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe, dass Du verheiratet bist, glücklich, und eine wundervolle Tochter hast! Und ich habe wirklich keine Erwartungen an Dich! Dennoch brennt es mir auf der Seele, die folgenden Worte loszuwerden.

In den letzten Wochen ist etwas passiert in mir. Aus einer entspannten und ehrlichen Freundschaft – mit gewissen Extras, die wirklich herausragend sind – ist etwas Tieferes geworden. So oft muss ich an Dich denken und dabei lächeln. So oft muss ich an Dich denken und von dir träumen. Obwohl du weiß Gott nicht der perfekte Partner bist (den es ganz sicher auch nicht gibt), fühlen sich diese Träume so unfassbar gut an.

Alles in mir wünscht sich das. Dich an meiner Seite, zum Lachen, zum Weinen, für gute Gespräche, aufregende Geschichten, traurige Ereignisse, zum Spaß haben, genießen, nachdenken, Entscheidungen treffen, aufeinander aufpassen, gemeinsam nach vorn sehen, im Hier und Jetzt sein, in Erinnerungen schwelgen, sich gegenseitig stärken und den Rücken freihalten. Und für die aufregende Zeit einer Schwangerschaft, das Wunder der Geburt und das größte Glück der Welt: gemeinsam unser Kind aufwachsen sehen.

Ob man hier schon von Liebe sprechen kann, wage ich zu bezweifeln, dafür müssten wir sicher mehr Zeit miteinander verbringen. Aber es ist eine sehr tiefe Zuneigung und Vertrautheit. Und komischerweise hatte ich diese von Anfang an. Du hast mich an einem Tiefpunkt in meinem Leben kennengelernt und ich hatte kein Problem damit, mich Dir zu öffnen und Dir alles zu erzählen. Und du hast so herrlich entspannt und verständnisvoll reagiert. Du hast mir in dieser Zeit mein Lächeln zurückgegeben.


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