Deine Stimme im Radio

Wir machten aus, essen und dann ganz entspannt etwas trinken zu gehen. Es kam der Tag des Dates, ich bereitete mich auf den Abend vor, freute mich, auch wenn ich nicht wusste, wie ich ihn erkennen würde. Wir verabredeten uns an der U-Bahnstation. Ich kam echt eine Stunde zu spät, aber er wartete brav.

Ich stieg aus, suchte auf dem Bahnsteig nach einem Mann, der auch sucht. Ich sah ihn und dachte nur: „Oh nein, er gefällt dir total“. Groß, graue Haare, Bart, wunderschöne blaue Augen und ein  fantastisches Lächeln. Aussehen und Stimme passten so etwas von zusammen. Amors Pfeil hatte mich sofort erwischt. Es schien ihm ähnlich zu gehen. Wir umarmten uns und wussten, wir verbringen den Abend zusammen. Wir gingen essen, aber ich brachte fast keinen Bissen runter. Vor Aufregung kreierte ich neue Serviettenformen. Wir redeten, lachten, es war einfach super schön. Ich fragte ihn irgendwann nach seinem Nachnamen, nur aus Interesse, wie dieser denn zu seinem Vornamen klingen würde. Er schaute mich an, als würde ich ihn um 1000 Euro Geld bitten, was mich etwas irritierte. Sein Name war okay, kein Schmidt, Meyer, Müller, aber auch ein Name, den man häufiger hörte. Ich kannte ihn nicht, das ließ ihn wohl entspannter sein.

Nach dem Essen gingen wir weiter, stoppten in einer Kneipe, die voll war mit Leuten unseren Alters. Wir gingen hinein und hatten einen super tollen Abend. Der Mann verzauberte mich, und irgendwann standen wir knutschend an der Theke, stundenlang. Wie Teenager fühlten wir uns, das kann eben noch mit Ü40 passieren. Er begleitete mich dann zum Taxi und fragte mich, ob wir uns wiedersehen. Ich sagte nur „ja“. Die Schmetterlinge waren wie wild am Rotieren in meinem Bauch. Ich hatte mich so in diesen Mann verknallt, konnte kaum schlafen. Am nächsten Morgen rief meine beste Freundin an und wollte natürlich alles wissen, ebenso seinen Namen. Ich sagte ihr seinen Namen, sie stockte und fragte nochmals nach. „Du weißt schon, wer das ist“? Ich hatte tausend Fragezeichen im Kopf. Ich wusste nicht, dass er ein bekannter Moderator war, bei einem der größten Sender und zugleich der Lieblingsmoderator meiner besten Freundin.

Sie sagte: „Mach das Radio an, er ist gerade on air“.


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