Die erste Ecke am Radiergummi ist rund. Du fehlst mir. In einer in mir ruhenden Weise, die von der Richtigkeit der jetzigen Situation absolut überzeugt ist. Aber du fehlst mir.
Tag 2
Ich habe mich gestern in den Schlaf genetflixt. Auf der Couch. Irgendwie weiß ich, dass ich im Bett keine Ruhe finden werde. Zuletzt habe ich darin gelegen, als du Montagmorgen darin aufgewacht bist. Ich habe meine Umarmung wie einen Mantel um dich gelegt, während ich im frühen Sonnenlicht deinen Arm betrachtet habe. Deine Bilder darauf mit meinen Fingerspitzen nachzeichnend, als könnte ich dadurch die Details in mich aufsaugen. Das gleiche Sonnenlicht warf auch einen Regenbogen auf meine weiße Wand. Durch den Fensterkristall gebrochenes Licht tanzte in seinen Spektren vor unseren müden Augen. Gebrochene Lichter, gebrochene Herzen im Einklang der Stille. Einig darüber, dass deines wegen ihr und meines genau deswegen gebrochen ist.
Heute Morgen, als das leise Brodeln der Herdkanne den fertigen Kaffee ankündigte, sah ich eben diesen Regenbogen wieder. Vermutlich wird er mich immer an dich erinnern. Mir auf der Nase rumtanzen und mir etwas vom Goldtopf an seinem Ende ins Ohr flüstern. Nur dass besagtes Gold für mich so weit weg ist wie noch nie. Deine Haare haben im Licht auch golden geglänzt, denke ich und verfluche mich im selben Moment für diese kitschige Glorifizierung. Habe ich erwähnt, dass du mir fehlst? Verdammt.
Während ich mir die Zähne putze, checke ich meine Mails. Eine Benachrichtigung eines Immobilienportals – eine Wohnung mit meinen gewünschten Kriterien ist frei. Nun, eigentlich sind es deine Kriterien. Ich hatte mir den Suchagenten eingestellt, weil ich dir bei der Suche helfen sollte. Ich überlege eine Weile, ob ich dir den Link weiterleiten soll.
Ich will nicht, dass du denkst, ich wolle durch einen dämlichen Vorwand Kontakt aufnehmen. Ich will das auch selbst nicht denken.
Was aber, wenn das genau die Wohnung ist, die passt und dir so helfen könnte. Scheiß drauf. Messenger auf, Link einfügen, absenden, Messenger zu.