Der Traum vom gemeinsamen Haus entwickelte sich zum Albtraum. Unsere anonyme beziehungsweise-Autorin hat ihren Partner darüber verloren und die Erkenntnis gewonnen, dass ihre Liebe nicht wegen des Hauses und auch nicht wegen ihr scheiterte
Wer hätte gedacht, dass ich nochmal neu anfange? Vor einem Jahr hätte ich das nicht geglaubt, tja, im Leben kommt es anders, als man denkt, und rückblickend war vielleicht doch nicht alles so super wie gedacht.
Wir beide waren zusammen, seit ich 18 war, es passte damals: gleicher Humor, ähnliche Lebenseinstellung. Den ersten Versuch habe ich verkackt, kurz darauf beim zweiten hast du alles drangesetzt, diese Beziehung zum Laufen zu bringen und warst erfolgreich.
Jahre gingen ins Land. Wir wurden älter, reifer, wurden zusammen erwachsen. Erste gemeinsame Wohnung, gemeinsames Haustier, zweite gemeinsame Wohnung, neue Jobs, ich machte meinen Meister, die ersten Freunde heirateten. Bei uns lief es einfach, keine großen Dramen, wir ließen uns Freiräume, keine großen Gesten waren nötig. Heiraten, nee, doofe Konventionen brauchen wir nicht.
Du warst nie der gefühlsbetonte Mensch, der überschwänglich seine Gefühle ausdrückt, brauchte ich aber auch nicht, du warst da, das reichte mir zu dem Zeitpunkt.
Die Liebeserklärung schlechthin
Da war diese Geschichte mit dem Kaffeeherz, deine erste Montage mit der neuen Firma, du musstest ein paar Tage weg, warst vor mir aufgestanden und aus dem Haus. Als ich später in die Küche kam, lag da ein Herz aus Kaffee, für mich die Liebeserklärung schlechthin.
Ich machte mich selbstständig: Du warst mein Back-up, hast meinen Empfangstresen gebaut, beim Renovieren geholfen. Das Leben lief, wir genossen es ohne Kinder, unsere Freunde waren gestresst, übermüdet, sonntags um 5 Uhr wach, während wir ausschlafen konnten.
Irgendwann mussten wir mit Ende 20 auch mal erwachsen werden, mein Geschäft lief, ich wurde ruhiger, sesshafter, dachte tatsächlich über eine eigene Familie nach, ein Eigenheim. Das Haus meiner Oma war frei, wir überlegten, ich wollte dich nicht drängen, wir schauten uns ein anderes Haus an, letztendlich sagtest du Ja zu dem Haus von Oma. Ich habe mehrfach betont, dass es nicht unbedingt das Haus sein muss, für mich hängen Erinnerungen dran, klar, aber es sollte ja auch dein Haus werden.
Wir kernsanierten das Haus, viel Eigenleistung, es sollte ja auch deins werden. Um Weihnachten zogen wir ins halbfertige Haus ein, und dann passierte nicht mehr viel. War ja auch alles sehr stressig der Umbau, unsere Jobs. Bisschen ruhiger kann nicht schaden, dachte ich. Es wurde Ostern, es wurde Sommer. Ich traute mich schon gar nicht mehr zu fragen, wann und wie es weitergeht. Bei dir das Thema anzusprechen, war schwierig.
Ich wurde ungeplant schwanger, ein Schock für dich (ich sollte später erst erfahren, dass du mich da bereits emotional betrogst), ich verlor das Kind in der 9. Woche, du warst für mich da, aber irgendwie hilflos, das Leben war so erwachsen geworden: Haus, Kind, du wusstest gar nicht, ob du bereit dafür bist. Peter-Pan-Syndrom mit 33, bloß nicht erwachsen werden.
Ich fragte mich, ob du einen Burn-out hast, der Job, die Planung am Bau, der Bau selbst, war vielleicht alles zu viel? Ich sprach dich drauf an, du setztest dich damit auseinander, wolltest zum Arzt, eine Kur beantragen.