Das kühle Ende einer Sommerromanze

Nur weil alles wundervoll scheint, muss es nicht wundervoll sein. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin hat sich auf einen Mann eingelassen, der noch nicht bereit war für etwas Neues. Das wusste er aber wohl selbst nicht – und wie hätte dann sie das ahnen können?

Ich war nach einer intensiven, frustrierenden wie erheiternden Online-Datingphase kurz davor, mich von diversen Partnerbörsen zurückzuziehen, da tratest du in mein Leben! Groß, dunkelhaarig, charmant, witzig, einfühlsam, mit einer gewinnenden Art … Genau mein Typ.

Dass du zehn Jahre älter warst, seit einem Jahr getrennt lebtest und Kinder hast, nahm ich liebend gern in Kauf. Vor unserem ersten Date schrieben und telefonierten wir eifrig und staunten, wie vertraut und verbunden wir uns bereits fühlten.

Unser erstes Date, das mit einem romantischen Picknick am Flussufer begann und mit stundenlangem Geknutsche auf einem Supermarktparkplatz endete, war sozusagen auch unser letztes. Denn für uns beide war klar, dass ab diesem Zeitpunkt kein Blatt mehr zwischen uns passte. Wir trafen uns so oft es uns möglich war. Sahen wir uns nicht, telefonierten wir.

Alles fühlte sich stimmig und wunderbar leicht an

Du holtest mich von Anfang an in dein Leben, stelltest mich bald deinen Freunden und Kollegen vor, gabst mir Sicherheit und Transparenz, und ich tat es dir gleich. Es fühlte sich alles herrlich leicht und stimmig mit dir an. Mein Herz tanzte und das sah man mir an. Es verging kein Treffen, an dem wir nicht miteinander schliefen, wir konnten unsere Hände einfach nicht voneinander lassen. Natürlich gab es auch Unterschiede, aber diese akzeptierte ich und feierte unsere Gemeinsamkeiten dafür umso mehr.

Nach vier Wochen überraschtest du mich mit einer Kurzreise, da du mir einen deiner wertvollsten Kraftorte zeigen wolltest. Diese eine Urlaubswoche bewies einmal mehr, wie sehr wir miteinander harmonierten. Ich bemerkte zwar von Anfang an, dass deine Ex-Frau mitsamt ihrer Familie noch ein großes Thema für dich war. Doch dankbar für deine Offenheit, war ich mit Kopf, Herz und Verstand für dich da, habe mir immer wieder deine leidvollen Geschichten angehört und versucht, dir mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Nach unserer kurzen Auszeit im Süden stand der Hausverkauf eurer Familie und dessen Räumung bevor. Dieses Thema dominierte bald alles. Obendrein befeuerte dich deine Ex-Frau weiterhin mit Vorwürfen und Maßregelungen, hielt sich aus dem Hausverkauf und der Räumung jedoch komplett heraus. Es gab belastende Telefonate mit dem Jugendamt und Gerichtsverhandlungen. Es tat weh, zu sehen, wie sehr dich das alles mitnahm und an deiner Energie zehrte.

Deine Nerven lagen blank, ich wurde krank

Auch an mir ging dies nicht spurlos vorbei. Ich hatte einen Infekt nach dem anderen, fühlte mich immer kraftloser. Ich versuchte dich, so gut es ging, mit Mutmacher-Postkarten, aufmunternden persönlichen Worten, kleinen Geschenken und Taten zu unterstützen. Meine Hilfe beim Packen lehntest du mehrheitlich mit dem Hinweis ab: „Da muss ich alleine durch.“

Inmitten dieser turbulenten Phase stand mein vierzigster Geburtstag vor der Tür. Als ich hörte, dass du nicht mit mir feiern kannst, weil du deine Kinder bei dir hast, war ich zwar im ersten Moment traurig, hatte aber Verständnis. Ich freute mich darauf, ihn dafür am nächsten Wochenende mit dir nachzufeiern und verbrachte ihn schließlich mit meiner Mutter im wunderschönen Maastricht.

Zurück aus den Niederlanden bemerkte ich deine eher ungewöhnlich aggressive, geladene Grundstimmung. Wieder gab es Unannehmlichkeiten mit dem Jugendamt und deiner Ex-Frau. Zudem stand die Hochphase der Hausräumung bevor. Deine Nerven lagen blank, und ich mit meinen Befindlichkeiten und einem weiteren sich anbahnenden Infekt war wahrscheinlich nicht die Hilfe, die du dir erhofft hattest.

In einem unserer letzten Telefonate batest du mich darum, dir den Rücken frei zu halten, indem ich dir den Raum gebe, den du jetzt bräuchtest. Kein Problem, wir sprachen einfach nicht mehr von Treffen, sondern hielten über Telefonate und Nachrichten am Morgen und Abend Kontakt. Ich versicherte dir, dass wir diese belastende Phase gemeinsam durchstehen würden.


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