Blick zurück ohne Zorn

Seine letzte Beziehung endete fürchterlich, mit viel Wut und noch mehr Scherben. Doch jetzt wünscht sich unser anonymer Autor Frieden mit der Vergangenheit und wagt etwas, das gleichzeitig weh und gut tut

Hinter uns liegen zu viele Tränen. Eine Wut, die nicht gut war. Das ist alles längst Vergangenheit, so wie unsere Beziehung. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass alles einmal enden wird, auch unser Universum. Und unsere Beziehung endete ja auch. Damit, dass alles eines Tages dahingeht, müssen wir wohl leben. Womit ich aber nicht leben kann und will, ist, wie schrecklich wir beiden damals auseinander gegangen sind. Unwürdig, mit viel zu vielen Missverständnissen, bösen Worten und lächerlichen Taten. Ja, das waren die Gefühle, wir hatten uns in den letzten Wochen unserer längst kaputten Beziehung in etwas hineingesteigert, das nur noch Abnutzungskampf gewesen war. Aber trotzdem möchte ich uns nicht auf diese Weise in Erinnerung behalten. Wir hatten ein Ende, das zwar für uns beide einen völligen „Cut“ darstellte, was ja gut ist. Dafür nahmen wir aber auch einige Ruinen in unseren Herzen in Kauf.

Die Zeit heilt alle Wunden. Ein bisschen stimmt das wohl. Aber ich will keine Wunder von der Zeit verlangen, sondern mir meine Wunden selber verarzten, so gut ich eben kann, statt immer nur rumzuheulen. Denn ich glaube, es ist gut, wenn neben der Wut auch das Jammern irgendwann weniger wird. Ich will, dass das Leben weitergeht, ich habe ja genug in Zorn zurückgeblickt, auf deinen Betrug, deine Kälte und Respektlosigkeit und meine eigenen Ungerechtigkeiten. Jetzt reicht’s. Ich bin inzwischen ein erloschener Vulkan und nüchtern genug, um das in den Blick zu nehmen, was ich nach unserem Aus vergessen hatte. Die schönen Seiten unserer Beziehung. Die Erlebnisse und Gefühle, weshalb wir einmal ein Paar waren. Ich finde das einfach nur anständig und befreiend: das zu loben, was wir hatten. Die guten Seiten. Auch wenn es mir schwerfällt, nach allem, was passiert ist, das aufzuschreiben.


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