Beziehung aufgewärmt 2.0

Deine Pläne, Einstellungen und Meinungen machten mich ein Stück weit sprachlos, diesmal aber positiv. Wir redeten, verbrachten so viele Stunden miteinander. Wir sprachen über all die Situationen, in denen ich mich selbst immer wieder verlor. Meine Ex-Beziehung, die so vieles von mir nahm und mich veränderte. Dich ließ ich an all dem teilhaben, was mich so sehr verletzte. Ich vertraute dir all das an, was mein Ich so sehr in Mitleidenschaft zog. Betrogen, belogen, Einzelkämpfer. Deine Art, mir genau zuzuhören, im richtigen Moment die Nähe zu suchen und mir das Gefühl von Vertrauen und Selbstbewusstsein zu geben, berührte mich bis ins Mark. Du gabst dir so viel Mühe und für dich war es ein Drahtseilakt, mir bewusst zu machen, dass es egal ist, wer was über mich denkt, solange ich mir selbst treu bleibe und ich mich selbst wiederfinde.

Als ich merkte, wie ernst es dir war, wurde mir plötzlich alles zu viel und ich verstand es nicht. Ich hatte jahrelang einen Mann an meiner Seite, der sich immer mehr veränderte und neben dem ich nur noch die Nebenrolle belegte. Alles war wichtiger: Freunde, Freiheit, Feiern, Drogen, der eigene Kopf. Nicht eine Sekunde hätte er für etwas Gemeinsames gekämpft, wäre nie von seinen Wünschen abgewichen. Bereits die Vorstellung, dass ich erneut durch den Dreck gezogen werden würde, ließ mich weglaufen. Weg von dir. Ich war noch nicht bereit, mich all dem zu stellen.

Ich wollte dich nicht verletzen, dich nicht enttäuschen oder gar vor den Kopf stoßen. Ich fühlte mich so wohl in deiner Gegenwart und hatte doch immer das Gefühl, vorsichtig sein zu müssen. Ich hätte darum kämpfen wollen, mit aller Macht. So wie du. Ich hätte nur etwas Zeit gebraucht. Etwas mehr Kraft und ein kleines bisschen mehr Ich. Ich brach den Kontakt zu dir ab.

Die Erinnerungen an dich, unsere gemeinsame Zeit und deine Art, konnte ich nicht wegdrängen. Je mehr ich zur Ruhe kam, von allem Abstand gewann und meine Einstellung zum Gerede anderer änderte, desto mehr vermisste ich diese Zeit mit dir, vor allem dich. Ich meldete mich. Ich weiß, wäre ich mir nicht sicher gewesen, hätte ich dich erneut verletzt, aber ich war es. Nichts hätte mich davon abhalten können, mich von dem Mann einfangen zu lassen, der auf seine Art und Weise etwas Besonderes und für mich wie das Pflaster ist, das Wunden langsam und geduldig heilt, weil er einfach nur da ist, ganz nahe.


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