Monate vergingen und immer wieder lähmte mich jener Schock, der mir noch tief im Mark saß und machte es zu einer Herausforderung, die Zeit mit dir zu genießen. Unzählige Male sprachen wir über unsere „Situation“ und drehten uns dabei im Kreis: Ich liebte dich und du mich nicht, aber dein Beteuern, wie sehr du an mir hingst, fesselte mich an dich.
Einmal sagtest du: „Es ist ein Gefühl ziemlich nah an Liebe“. Doch „beinahe Liebe“ wird niemals genug sein. Eigentlich wolltest du nichts mehr, als endlich eine Frau zu finden, mit der du deinen Wunsch, eine Familie zu gründen, realisieren konntest. Doch diese Frau würde ich niemals sein. Dabei hätte ich nichts lieber getan, als mich für immer an dich zu binden. Unser Teufelskreis war endlos.
Ungeachtet dessen machten wir immer weiter, hatten es sogar kurz unter der Prämisse versucht, einfach Freunde zu sein. Voneinander ablassen konnten wir aber nicht, die Leidenschaft übermannte uns ohne Vorwarnung. Und weil ich dich liebte, hätte ich immer weitergemacht. Wir lebten eine Beziehung zueinander, die wie eine Beziehung miteinander war. All die wundervollen Momente sind durch nichts zu ersetzen. In deiner Gegenwart fühlte ich mich so stark und vollkommen.
Die Wende ließ aber nicht lange auf sich warten. Eines Tages teiltest du mir mit, dass deine Ex-Freundin wieder in dein Leben getreten sei. Eure Beziehung hatte nie richtig funktioniert, aber du wolltest sie jetzt erneut kennenlernen. In ihr sahst du wohl echtes Potenzial, deine Wünsche wahr werden zu lassen. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Mir war bewusst, was das bedeutete, und dennoch konnte ich dich nicht aufgeben. Ich teilte dir meine tiefste Angst mit, nämlich dich zu verlieren. Wir bekundeten wieder einmal unsere „beinahe Liebe“ zueinander und äußerten den gegenseitigen Willen, uns niemals zu verlieren. Und dann machten wir weiter, so wie bereits in der Vergangenheit. Mit der gleichen Leidenschaft, der gleichen Sorglosigkeit, dem Ziel, jeden Moment zu genießen, aber mit dem Unterschied, dass es da jetzt in deinem Leben noch eine andere Frau gab …
Anna Zimt
Redaktion
Eric Hegmann