Auf einmal warst du wieder in meinem Leben

Jahre waren seit ihrem letzten Kontakt vergangen, ohne ein Lebenszeichen. Dann kam diese Nachricht, diese banale Frage, die ihn zurück ins Leben unserer anonymen Autorin brachte

Wir waren erst Kollegen gewesen. Als ich das Unternehmen verließ, wurden wir Freunde. Wir beide gingen beruflich durch schwierige Zeiten und gaben uns gegenseitig Ratschläge und Kraft. Aus gelegentlichen Nachrichten wurden tägliche Chats, die ein ganzes Buch füllen würden. Mal machten wir einfach nur Spaß, mal trösteten wir uns – wir lagen auf einer Wellenlänge und es war, als würden wir uns schon ewig kennen. Es dauerte nicht lange, da telefonierten wir jeden Abend, wenn du nach der Arbeit nach Hause zu deiner Familie fuhrst und wenn das nicht möglich war, dann fehltest du mir.

Manchmal flirteten wir, dann schlug mein Herz ein paar Takte schneller und irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich mich über beide Ohren in dich verliebt hatte. Du hattest eine Frau, hattest Kinder, du sagtest mir, ihr wärt glücklich und trotzdem gabst du mir das Gefühl, das etwas zwischen uns sein könnte, wäre deine Situation eine andere. Das genügte mir, um mit dir zu schreiben, deine Stimme zu hören und dich ab und zu zu sehen – immer kurz, immer heimlich, denn deine Frau durfte nicht wissen, dass du dich mit einer ehemaligen Kollegin auf einen Kaffee trafst.

Ich sagte dir nichts von meinen Gefühlen, warum auch, ich war mir sicher, dass du den Kontakt abgebrochen hättest, denn deine Familie, dein Rückzugsort, war dir wichtig. Dann kam irgendwann der Moment, als sich deine Frau von dir trennte, zu ihrem neuen Freund zog und die Kinder mitnahm. Für dich brach eine Welt zusammen und ich wollte dir einfach nur zur Seite stehen, wollte, dass du wieder glücklich bist. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt beichtete ich dir meine Gefühle, nicht weil ich dich gewinnen wollte (natürlich hatte ich die Hoffnung), sondern weil ich es einfach nicht mehr aushielt, so engen Kontakt zu haben und mir ständig Hoffnungen zu machen, die dann doch wieder enttäuscht wurden.

Du wolltest mich damals nicht, sagtest, ich wäre nur eine Freundin für dich und hast lieber hart gekämpft um deine Familie. Ich hätte gerne versucht, weiter deine Freundin zu sein, aber es funktionierte nicht und du brachst den Kontakt schließlich ganz ab. Ein letztes Mal weinte ich wegen dir, doch das Leben geht ja bekanntlich weiter.


Weitere interessante Beiträge