Ich wollte doch nur wissen, wie es dir ging
Es vergingen Tage, aus denen Wochen, Monate, letztendlich zwei Jahre wurden. Zwei Jahre, in denen wir kein Wort mehr miteinander sprachen. Beinahe jeden Tag dachte ich darüber nach, mich bei dir zu melden, doch mit jedem weiteren Tag, den ich überlegte, wurde die Angst größer, du würdest nichts mehr von mir wissen wollen. Meine Mutter war die Einzige, die von uns wusste, weil es sonst niemand verstanden hätte – den Altersunterschied. So war sie auch die Einzige, die ich in regelmäßigen Abständen fragte, ob sie dich mal gesehen hatte. Doch nie war sie dir begegnet, nie konnte sie mir sagen, wie es dir ging. Und das war doch immer alles, was ich wissen wollte. Immer wenn ich wieder in der Heimat war, in deinem Dorf, dann fuhr ich an deinem Haus vorbei. Meistens war ein Licht angeknipst, was mich immer wieder aufatmen ließ, sich wie Balsam auf meine Seele legte, weil ich wusste, du warst da. Und wenn kein Licht an war, dann hielt ich mit dem Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wartete, bis es anging. Das dauerte manchmal mehrere Stunden. Doch in diesen Nächten hätte ich auf nichts lieber gewartet.
Mein größter Wunsch war, dich noch einmal zu sehen
Wenn meine Mutter und ich in den zwei Jahren über dich sprachen, sagte ich meistens immer dasselbe: „Ich habe Angst, dass er stirbt, bevor wir uns wiedergesehen haben.“Ich hatte einfach Angst.Unfassbar Angst, denn dein Zucker hätte dich jede Sekunde umhauen können. Einfach so, ohne große Vorwarnung. Nie wusste meine Mutter etwas zu sagen, denn sie wusste, dass ich mich in einem Zwiespalt befand. Zwischen Angst und meinem größten Wunsch, dich noch einmal zu sehen, feststeckte.