Das änderte sich, als wir uns Tage später auf einem Musikfestival erneut über den Weg liefen. Dieses Mal geplant. Denn klar, wir wollten uns wiedersehen. Da war etwas von “wir sind verrückt nach einander”, und so ließen wir es den Abend auch aussehen. Blendeten das Drumherum komplett aus. Alles was zählte waren wir. Ich war bei dir, du warst bei mir. Es knisterte gewaltig. Die Nacht verging wie im Flug. Ich höre uns heute noch lachen wie Kinder, sehe uns wild knutschen wie Teenies und spüre deine Hände auf meiner Haut.
Wir hatten jedoch keine Wahl: Ich musste wieder gehen! Ab sofort trennten uns 800 Kilometer. Ein Dilemma! Die darauf folgenden Wochen verliefen chaotisch. Sich über diese Distanz weiter kennenzulernen und nah zu sein, schien unmöglich und brachte uns oft an unsere Grenzen. Wir realisierten, dass wir völlig verschiedene Leben führten. Noch. Denn mein Entschluss, unabhängig von unserem Kennenlernen in deine Heimat zu ziehen, stand fest. Dennoch gelang es uns kaum, diese Distanz zu überbrücken. Der Kontakt wurde seltener. Dein Interesse kleiner, deine Nachrichten kürzer.
Ich versuchte mir einzureden, dass alles in Ordnung sei. Wir schafften es tatsächlich, uns nach ein paar Wochen wieder zu sehen. Ich fuhr über das Wochenende zu dir. Um ganz genau zu sein: für einen Tag. Meinen Freunden und meiner Familie schien dieses Handeln absurd. Wie konnte ich sowas auf mich nehmen für einen Mann, den ich nicht zu kennen schien? Meine Verrücktheit und die Sehnsucht nach dir siegte. Ich wollte dieses alte Gefühl zurück und die schlechte Stimmung der letzten Tage unterdrücken. Obwohl mir am Bahnhof letzte Zweifel aufkamen, ob ich das Richtige tun würde, entschloss ich mich letzten Endes zu fahren.