Schmetterlinge im Bauch sind für’n Arsch – ein Buchauszug

Unsere Überzeugungen geben uns Orientierung

Unsere Grundüberzeugungen dienen in erster Linie dazu, unser Leben zu erleichtern und uns Orientierung zu geben.  Stell dir einmal vor, du müsstest in jeder Lebenssituation bewusst darüber nachdenken, ob du dich gerade sicher fühlst. Du stehst beispielsweise vor einem Tiger und müsstest erst noch überlegen, ob das ein guter Ort für dich ist. Stattdessen hast du aber zum Glück die Grundüberzeugung in dir gespeichert, dass Tigerkäfige schlechte Plätze zum Rumstehen sind.

Noch ein Alltagsbeispiel: Wenn deine Eltern versucht haben, immer auf dich und deine Fragen von klein auf einzugehen und dich gefördert haben, ist daraus vielleicht der Grundsatz entstanden: »Ich kann alles im Leben verstehen, und was ich nicht weiß, kann ich bei anderen nachfragen.«. Wenn du diese Überzeugung in dir trägst, erleichtert sie dir dein Leben ungemein. Du wirst dich nicht bei jeder neuen Aufgabe damit auseinandersetzen müssen, ob du wirklich die Kompetenz hast, sie zu lösen, sondern einfach starten. Manche Grundüberzeugungen machen uns das Leben in dieser Welt also einfacher: »Ich kann mich geliebten Personen öffnen und ehrlich mitteilen.«, »Ich kann alle Gefühle fühlen und aushalten.« oder »Ich kann andere um Hilfe bitten, wenn ich sie brauche.«.

Dabei geht es gar nicht darum, ob das in der Realität jedes Mal auch so der Fall ist. Es spiegelt vor allem die innere Haltung wider, mit der wir der Welt unbewusst gegenübertreten.

Und unsere Grundüberzeugungen sind sehr festgefahren, unabhängig davon, ob sie uns sinnvoll oder sinnlos erscheinen.  Der Preis, den wir für unsere nützlichen Überzeugungen zahlen müssen, ist, dass auch die schädlichen genauso fest eingespeichert sind. Im Traumakapitel hast du bereits erfahren, wie besonders tief liegende Grundüberzeugungen entstanden sind.  »Ich bin nicht gut genug.« oder ähnliche Sätze sind Teil der Überlebensstrategien von Kindern, die einen dann noch als Erwachsenen das ganze Leben begleiten können.  Es sind die auf Scham basierenden Überzeugungen.  Als Gegenbewegung bilden sich dann, wie wir bereits wissen, die auf Stolz begründeten Grundüberzeugungen aus, die wir uns mithilfe des Enneagramms in diesem Kapitel genauer ansehen werden.