Kinderwagen-Korsos auf Bürgersteigen, Café-besetzende Mutter-Kind-Kolonnen und Funktionsklamotten? Nein! Autorin Mangal Greß beschloss, Schwangerschaft und Muttersein anders anzugehen. Ein Buchtipp von Sophie Schmidt
Als Nicht- oder auch Nochnicht-Mutter ist es manchmal gar nicht so leicht, die außergewöhnliche Spezies Mutter zu verstehen. Sicher, wir alle haben unsere eigene Mutti – aber wenn unsere coolen Freundinnen plötzlich keine anderen Themen mehr haben als Stilleinlagen und Babys Schlafzeiten, wundert sich so manche, wo ihre spontanen, lustigen und aufgeschlossenen Mädels geblieben sind.
“Sollte ich jemals Mutter werden, würde ich alles anders machen”
Das dachte sich auch die Autorin Mangal Greß. Der Plan, Nachwuchs zu bekommen, war ein eher ungenauer. Doch dann, schneller als erwartet, handelt es sich bei Bauchschmerzen nach einem leckeren Thunfisch-Carpaccio nicht um eine Magenverstimmung, sondern um eine Schwangerschaft. Die kommentiert Greß mit den Worten: “Ich war also nicht mehr allein”. Los geht die Reise für die Autorin, ihren Mann und Hund Milow.
Der Plan: Schwangerschaft und Kinderkriegen muss auch anders gehen!
Als ich den Klappentext dieses Buches lese, freue ich mich auf das Buch dieser Frau, die nicht nur in rosafarbenen Traumblasen hängt. Bleibt nur zu hoffen, dass das Buch dann doch nicht mit sentimentalen Mama-Geschichten endet. Mit diesen Gedanken setze ich mich also mit meinem eReader in eine gemütliche Ecke und beginne zu lesen.
Mangal Greß teilt ihr Buch in verschiedene Etappen des Mutterwerdens und -seins auf. Die einzelnen Abschnitte reichen von “Enzyklopädie Schwangerschaft” über “Väter sind auch nur Menschen”, “Du machst mich fertig” bis “Dein ist mein ganzes Herz” und sind dabei meistens chronologisch geordnet. Die ganze Achterbahn der Gefühle also. Richtig schmunzeln muss ich beim Kapitel “Supermütter, Ökosnobs oder einfach nur Mütter”, in dem Greß die “Spezies Mutter” in verschiedene Untergruppen einteilt – immer mit einer guten Portion Humor und Selbstbezug; so schreibt sie auch davon, wie sie gerne mal mit dem eigenen Töchterchen angibt.
Das Baby kann einen fertig machen
Die Autorin spricht an, was nur wenige zugeben: Dass ihr Baby sie fertig machen kann. Mit dem auf Twitter virulant gewordenen Hashtag #RegrettingMotherhood ist das Thema auch in die öffentliche Aufmerksamkeit gekommen. Greß geht nie soweit zu behaupten, dass sie nicht alles wieder genau so machen würde, aber sie bricht ein Tabu: Dass es beim Muttersein auch verzweifelte Stunden gibt. Und sich die meisten Mütter leider für diese negativen Gefühle schämen. Ich denke, diese offene Art ist genau das, was frischgebackene Mütter und ihr Umfeld brauchen.
Das Buch ist ist eine Erkundungstour durch das Mutterwerden. Kein klassischer Ratgeber, eher ein “Versteher-Buch”, das sich “an Nachwuchsplanende, an bereits Schwangere, an Mütter und nicht zuletzt an die Frauen, die nicht im Geringsten etwas mit Kinderplanung am Hut haben” richtet. Denn jeder denkt, die beste Meinung zu haben – auch die Autorin selbst, ehe sie “von der autarken TV-Redakteurin zum delegierenden Muttertier in Funktionsklamotte mutierte”. Aber anstatt den U-Turn zu nehmen und zur Super-Mutter zu mutieren, berichtet Greß von beiden Seiten der Medaille. Dabei lässt sie auch verzweifelte und überforderte Momente nicht aus. Mangal Greß zeigt, dass keine Frau alleine mit ihren Sorgen, Ängsten und Träumen ist. Und dass zum Schluss meistens doch alles anders wird, als frau denkt.
Ich bin Mutter, nicht neurotisch!
Ein Buch von Mutter zu Müttern und für die, die es danach noch werden wollen
erhältlich bei epubli
als Taschenbuch für € 9,95 oder als eBook für € 4,99