Deutsche Mütter werden immer älter: 1970 lag das Durchschnittsalter deutscher Mütter noch bei 24 Jahren, 2019 betrug es 31,5 Jahre – Tendenz steigend. Eltern zu werden, bedeutet eine hohe Verantwortung, eine finanzielle Belastung und das Zurückstecken eigener Bedürfnisse. Dinge, vor denen sich viele erst einmal fürchten und den Programmpunkt „Kinder kriegen“ daher auf später verschieben. Junge Mamas werden seltener.
Wer sich dennoch wagt, hat mit Vorurteilen, Bedenken und unerwünschten Ratschlägen zu kämpfen. So wie Hannah, 26 und Mama eines bald 2-jährigen Sohnes.
Die junge Mutter berichtet.
„Als ich vor zwei Jahren mit meinem Sohn Oskar (Name von der Redaktion geändert) schwanger wurde, ging für meinen Freund und mich ein Traum in Erfüllung. Oskar ist ein absolutes Wunschkind und ganz unabhängig davon, freut man sich als Schwangere doch ohnehin über Zuspruch und Unterstützung. Was ich aber erlebt habe, war das genaue Gegenteil.
Als ich schwanger wurde, war ich noch ziemlich jung. Ich war Anfang 20 und hatte gerade mein Studium zum Master angefangen. Meinen Bachelor hatte ich schon und ich hatte auch schon mehrere Jahre Berufserfahrung – trotzdem musste ich mir besonders im Arbeitsumfeld Reaktionen anhören wie „Du bist schwanger?! Was? Damit versaust du dir dein Leben! Deine ganze Karriere ist jetzt vorbei!“ Das fand ich unglaublich verletzend, zumal für mich damals schon klar war, dass ich „nur“ weil ich ein Kind bekomme, doch nicht zu einem anderen Menschen werde. Ich hatte damals wie heute den Plan, weiterzustudieren und irgendwann, wenn Oskar groß genug ist, auch wieder in den Beruf einzusteigen. So richtig dran geglaubt hat da aus meinem Arbeitsumfeld aber keiner.
Auch in meinem Freundeskreis haben nicht alle so reagiert, wie ich es mir gewünscht hätte.
Da gab es manche, die so getan haben, als wäre ab jetzt mein Leben vorbei. Am schlimmsten war die Reaktion eines Kumpels – „Kumpel“ in Anführungszeichen, weil ich immer noch so enttäuscht bin – der wirklich völlig schockiert von meiner Schwangerschaft war. „Wie kannst du jetzt schon ein Kind kriegen, so am Anfang deiner Karriere? Damit verbaust du dir doch nur alles!“, meinte er zu mir. Ich habe anfangs noch versucht, normal mit ihm zu reden, aber es wurde nur noch schlimmer. Irgendwann meinte er, es sei total „dämlich“ jetzt ein Kind zu bekommen. Mit ihm habe ich inzwischen nichts mehr zu tun.
Andere Freunde haben positiver reagiert und sich mit mir zusammen gefreut. Bei manchen war es auch etwas viel der Freude: Da gab es Freunde, die mich plötzlich in so eine Mutterrolle gedrängt haben. Ganz nach dem Motto: „Wieso studierst du denn jetzt noch weiter, wenn du schwanger bist?“
Viele konnten nicht verstehen, dass ich jetzt noch etwas anderes sein wollte, als nur Mama.
Eine Freundin von mir wollte es partout nicht wahrhaben, dass ich mich nicht von meinem Freund durchfinanzieren lassen will. Sie meint das wahrscheinlich gar nicht böse, aber hat da eben eine ganz andere Einstellung als ich. Für mich war immer klar, dass ich für mein Leben selbst arbeiten möchte. Meine Interessen und Hobbys – ich habe zum Beispiel ein Pferd – möchte ich mir selbst leisten können. Dabei geht es ja um mich, egal ob mein Freund und ich ein Kind zusammen haben oder nicht.