Hausbau und andere Beziehungskrisen 

Alina und Robin hatten einen Traum: Sie wollten ein Haus. Ein Haus im Grünen. Schon in der ersten Zeit der Verliebtheit stellten sie sich dieses Haus vor, malten es sich bis in jeden Winkel aus. Der Hausbau lief perfekt. Doch mit ihnen zogen auch die ersten Probleme ein…

Alina und Robin waren sehr verliebt ineinander. Es stand für die beiden fest, dass ihre Liebe ein Leben lang hält und dass sie dieses gemeinsame Leben mit einem Kind in einem wunderschönen Eigenheim verbringen. Ein Haus, ein Kind. Am liebsten ein Mädchen. Das Haus war für das Paar als Siegel ihrer Liebe fast noch wichtiger als die Ehe. Alina ist auf dem Land groß geworden, die glücklichste Kindheit, die man sich vorstellen kann, sagt sie. Jeden Tag draußen in der Natur, Freiraum, Freilauf, keine eingezäunte Spielplatz-Existenz. Robin hat mit seinen Eltern in der Stadt gewohnt, in Hamburg an der Alster. Eine großzügige Altbauwohnung, alles vom Feinsten. Dennoch konnte er sich auch immer sehr gut vorstellen, auf dem Land zu leben.  

„Ich dachte, wir sind als Paar das perfekte Match“, sagt Robin. „Wir ticken in jeder Hinsicht gleich, was wir anpacken, das gelingt. Job, Privatleben. Wir mussten auch nicht lange auf unser Wunschkind warten wie viele unserer Freunde. Es wurde – wie bestellt – ein Mädchen. Jette kam ein Jahr nach unserer Hochzeit auf die Welt.  Alinas Eltern hatten uns ein Grundstück in dem Dorf gekauft, aus dem Alina stammt. Wir gaben bei einem Bauträger, den Alinas Vater persönlich kennt und für den er seine Hand ins Feuer legt, unser Traumhaus in Auftrag. 

Der Zeitpunkt für den Hausbau war ideal, die Zinsen beispiellos günstig.

Uns war klar, dass ein Hausbau eine enorme Belastung für eine Beziehung ist. Wir hatten das schon bei anderen Paaren gesehen, es gibt die unglaublichsten Geschichten. Es kann viel passieren. Die Bauarbeiter vermessen sich, die Architekten haben bei ihrer Planung etwas nicht bedacht, die Wände sind schief, die Baufirma geht pleite. Alina und ich haben uns sämtliche Horror-Szenarien vor Augen geführt. Wir haben viel geredet. Wir wollten uns vorbereiten. Wir wollten uns von keiner möglichen Krise aus der Bahn werfen lassen. Wir wollten gewappnet sein. Es passierte nichts, was uns hätte aus der Bahn werfen können. Im Gegenteil, es lief bestens. Selbst bei der Einrichtung, oft ein Knackpunkt in Partnerschaften, kamen wir uns nicht in die Quere. Es war wie ein schillerndes Mosaik, das man zusammensetzt, jeder Stein passt. Die Probleme kamen erst, nachdem wir bereits ein Jahr lang in unserem Haus wohnten.“ 

Die Probleme waren nicht die von Alina.

Sie fühlte sich pudelwohl, sie blühte regelrecht auf. Sie freute sich jeden Tag über das Haus, sie kümmerte sich um den Garten. Sie beruhigte Robin, der Probleme damit hatte, dass ihn ein schlechtes Gewissen plagte, weil er merkte, wie sehr ihn Gartenarbeit nervt. Mach Dir keine Sorgen, sagte Alina. Für mich ist das ein Hobby, wir kriegen das hin. Du kannst Dich da raushalten.  

„Irgendwann hat sie sich aber doch beschwert, dass ich den Rasen so selten mähe“, sagt Robin. „Und sie hat sich immer öfter beschwert. Alina hat ebenfalls nicht damit gerechnet, wie viel Arbeit ein Haus mit Garten macht. Man kriegt das alleine nicht hin. Der Wille war vorhanden, es allein zu schaffen. Sie meinte es gut, doch es hat nicht geklappt. Alina hat schließlich auch ihren Job. Was mich neben dem Garten noch irre gemacht hat, das war jeden Morgen die Fahrerei in die Stadt. Ich höre das oft von Menschen, die zwei Mal am Tag in die Stadt zur Arbeit fahren, dass das easy sei. Es dauere maximal 20 Minuten und sei quasi eine Entspannung. Ich glaube, die reden sich das schön. Nie habe ich gehört, dass es eine Qual ist, auswärts zu wohnen.


Weitere interessante Beiträge