Wertschätzung beim Dating

Wertschätzung ist etwas, das wir uns alle wünschen. Aber was genau bedeutet das im Zusammenhang mit Dating? Wie kann das aussehen und worauf kommt es an? Nadine berichtet von eigenen Erfahrungen und gibt spannende Insights aus ihrer Community.

Was Wertschätzung für mich beim Dating bedeutet, darüber habe ich zuletzt viel nachgedacht. Wie es dazu kam? Ein Beispiel: Ich datete einen Anwalt, der in seinem Profil „poly“ stehen hatte, ohne scheinbar je reflektiert zu haben, was das eigentlich bedeutet. Eines Abends trafen wir uns wieder mal bei mir. Allerdings sollte unser Date dieses Mal anders ablaufen. Ich war nicht wirklich in Stimmung und er tat auch recht wenig, um mir ein besseres Gefühl zu geben. Er ging wenig auf mich ein, dafür erzählte er umso mehr von seinen Affären, die er sonst noch nebenbei hatte. (Scheinbar hatte er polysexuell mit polyamorös verwechselt, wie ich später feststellen sollte.) 

Ein verletztes Ego ist oftmals der Grund für Arschloch-Verhalten.  

Irgendwann sagte ich ihm, dass heute nicht mehr viel bei mir zu holen sei, zumal seine anderweitigen Sex-Geschichten mich eher weniger in Sex-Laune brachten. Er verabschiedete sich und schickte mir noch aus dem Taxi Screenshots von einer Konversation mit einer anderen Frau, die er jetzt stattdessen besuchen würde, zumal die sich wenigstens über seinen Besuch freuen würde.  

Wow. Ich war sprachlos.  

Selten hatte ich mich so zum Sexobjekt degradiert gefühlt. Offenheit hin oder her, aber am Ende hat er mir damit lediglich eins bewiesen: Er hatte noch wirklich viel zu lernen, wie man mit anderen Menschen umgeht… und insgeheim wird er das wohl auch wissen. Wer andere Menschen so behandelt, behandelt sich selbst im Umkehrschluss auch nicht besonders gut. 

Wer verstanden werden will, muss auch bereit sein, andere zu verstehen.  

Immer wieder hörte ich von vielen enttäuschenden Dates in meinem Bekanntenkreis, die wenig Lust auf mehr machten. Aber nicht nur hier, denn auch meine Follower: innen erzählten mir immer wieder von ihrem Dating-Frust, der sie regelmäßig alle möglichen Apps deinstallieren ließ, um sie dann ein paar Wochen später erneut zu installieren.  

Es scheiterte meistens an der Wertschätzung. Irgendwie logisch, denn jede/r von uns möchte wertgeschätzt werden, oder etwa nicht? Allerdings scheiden sich hier bereits die Geister, zumal sich jede/r auf eine andere Art und Weise (besonders) wertgeschätzt fühlt. Aber am Ende ging es meistens doch um das Gleiche: Aufmerksamkeit.  

Wir wollen uns doch alle gesehen fühlen.  

Und das funktioniert nun mal am besten, wenn das Smartphone in der Tasche bleibt. Das war die Antwort, die ich am meisten als Feedback auf meine Umfrage bekam. Das Handy als Lustkiller und Dating-Frust-Objekt Nummer 1.  

Ich verstehe das sehr gut. Ich fühle mich auch wenig gesehen, wenn mein Gegenüber die ganze Zeit nervös am Smartphone hängt oder bei jeder Gelegenheit danach greift, z.B. wenn kurzes Schweigen herrscht, oder ich mal eben auf der Toilette verschwinde.  

Ebenso wie Desinteresse. Das wäre die nächste Antwort, die am meisten als Feedback zurückkam. Ghosting ist mit das Respektloseste sagt die Community und ich stimme ihr zu. Niemand wird gern mit Fragezeichen im Kopf zurückgelassen, vor allem dann nicht, wenn vorher bereits ein Vibe entstanden ist, oder vielleicht sogar ein Treffen anvisiert wurde.  


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Absolut nicht. Jede*r von uns, der sich aktiv auf Social Media, allen voran Instagram, rumtreibt, kriegt nicht genug zensierte weibliche Nippel zu sehen. Der Aufschrei ist nach wie vor groß und neben prominenten Vertreter*innen, zeigen auch jede Menge Künstler*innen, Fotograf*innen regelmäßig, was sie von der ungerechten Zensur halten.