Die meisten Erfahrungen, die ich im Leben sammeln konnte, haben mir geholfen, mich weiterzuentwickeln. Was das Thema Trennung angeht, wäre ich gerne unerfahrener geblieben. Ich habe sie nicht gezählt, aber ich weiß, dass es zu viele gab. Irgendwann habe ich aufgehört, mir den Kopf über die Schuldfrage zu zerbrechen. Ich bin mit zunehmendem Alter nicht weiser geworden.
Ich glaube nicht, dass man lernen kann, sich stressfrei zu trennen. Shit happens! Oder handelt es sich um einen Glücksfall, wenn man als Paar aus Angst vor der Einsamkeit zusammenbleibt? Rückblickend weiß ich, dass ich bestimmte Warnsignale unbewusst ignoriert habe. Am Anfang jeder neuen Beziehung – wenn idealerweise beide ineinander verliebt sind –, habe ich vieles verdrängt. Fragen über die Kompatibilität der Charaktere habe ich ignoriert. Nichts erschien mir wichtiger, als den magischen Augenblick zu genießen. Aus meiner Sicht der Dinge habe ich versucht, Themen wie Zukunftspläne zu vermeiden.
Süchtig nach einer utopischen großen Liebe
Es gab nachvollziehbare Gründe für meine Haltung. Seit meiner Kindheit nahm mein Leben oft eine unerwartete Wendung. Es machte keinen Sinn, weit im Voraus zu planen. Unschöne Ereignisse wie Scheidungen, Umzüge, Krankheiten zwangen mich, eine neue Richtung einzuschlagen. Ich musste mich sehr schnell in einer fremden Umgebung zurechtfinden. Anderen zu vertrauen fällt mir seitdem schwer. Ich wurde süchtig nach einer utopischen, großen Liebe. Ich habe lang nach einer imaginären Idealfrau gesucht. Ein perfektes Wesen, das symbolisch die tröstende Mutter und den verständnisvollen Vater ersetzen soll.
Im Laufe der Zeit entstanden immer mehr Probleme auch in langjährigen Beziehungen als mir klar wurde, dass diese Wunschpartnerin nicht existiert. Einfache Konflikte lösten Panik in mir aus, weil ich nie gelernt hatte, mit diesen umzugehen. Bis heute weiß ich nicht, wie man konstruktiv streitet. Ich empfand jede ernste Auseinandersetzung als eine tiefe Verletzung. Ein Alarmsignal ging an und ich überlegte mir eine Exit-Strategie. Ähnliche Szenarien wiederholten sich immer wieder und ich war als Drehbuchautor gefangen in meiner eigenen Story.