Wenn der Job des Partners die Beziehung belastet …

… und was man dagegen tun kann, hat Jana Seelig für ihre neue Kolumne aufgeschrieben.

Im Großen und Ganzen mag ich meinen Job. Klar, es gibt Zeiten, die irgendwie stressig sind und während denen die Beziehung etwas hintenanstehen muss. Doch die sind bei mir eher die Seltenheit. Bei meinem Partner verhält sich das sehr ähnlich. Prinzipiell kann man wohl sagen, dass wir beide in Berufen arbeiten, die sehr „beziehungsfreundlich“ sind. Die uns genug Zeit und Raum für unsere Partnerschaft lassen. Klar beschweren wir uns ab und an mal bei dem Anderen darüber, wie anstrengend unsere Tage waren. Doch in der Regel hält sich das in Grenzen, sodass von unseren Jobs keine übermäßige Belastung für unsere Beziehung ausgeht. 

Es gab jedoch auch Zeiten, da war das anders – und während die Jobs von mir und meinen (Ex-)Partner*innen per se nicht unbedingt toxisch waren, so waren sie es dennoch für unsere Beziehung. Es gab zum einen die eher harmlose Variante, bei der häufiger mal Überstunden anfallen und weniger Zeit für Zweisamkeit bleibt. Durch solche Phasen muss man als Paar wohl oder übel durch – solange es sich wirklich nur um vorübergehende Zeiträume handelt und nicht einen Dauerzustand. Gelitten hat die Beziehung während dieses Zeitraums trotzdem, jedoch nicht so sehr, dass wir die „Krise“ nicht hätten bewältigen können. Mein Vorgesetzter hat mit sich reden lassen – eine weitere Arbeitskraft wurde eingestellt und meine häufigen Überstunden fielen weg.  

So viel Glück hatte ich allerdings nicht immer

Das liegt mit Sicherheit zu einem Teil daran, dass ich Menschen mit den verschiedensten Jobs – von der Verkäuferin bis hin zum Manager –gedated habe. Zum anderen Teil jedoch auch daran, dass jede Person anders mit ihrem Berufsstress umgeht. Ich persönlich gehöre eher zur Riege „Wenn ich nicht glücklich bin in meinem Job, wenn ich zu wenig Geld verdiene, zu wenig Wertschätzung erfahre oder mich nicht weiterentwickeln kann, dann versuche ich, die Probleme in einem Gespräch mit meinem Vorgesetzten zu lösen. Oder suche ich mir im Zweifelsfall etwas Anderes!“. So konfrontativ wie ich ist allerdings nicht jeder. Die wenigsten Menschen, die ich kenne, haben Lust, alle zwei bis vier Jahre noch mal von vorne zu starten, nur weil der Job nicht mehr so cool ist wie zu Beginn.  

Mein Umgang mit einem Arbeitsplatz, der mir einfach nicht mehr zusagt, kann für eine Partnerschaft schon herausfordernd sein, denn ich kann mich sehr gut, laut und lange über etwas beschweren. Unter meiner Jobsuche und den damit verbundenen Selbstzweifeln, ob ich für eine Stelle auch wirklich gut genug bin oder vielleicht doch nur ein Hochstapler, der irgendwann auffliegen wird, leidet bisweilen auch mein*e Partner*in, der*die als Mentor*in, Job-Coach und Psychotherapeut*in herhalten muss. Diese toxische Eigenschaft von mir hat inzwischen glücklicherweise ein wenig nachgelassen. Je älter und erfahrener ich werde, desto entspannter und gelassener bin ich, wenn es um die Arbeitsplatzsuche, Aufstiegsmöglichkeiten und mögliche Weiterbildungen für mich geht. Wenn es diesmal nicht klappt, dann eben beim nächsten Mal. Das klingt jetzt relativ simpel, doch bis dahin war es auch für mich ein weiter Weg. 


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