Co-Parenting: Das steckt hinter dem neuen Familienmodell

Kennenlernen in der Schule, Heirat, Hausbau, Kinder, Golden Retriever. Das ist toll. Aber genauso toll ist, dass es noch so viele alternative Lebenskonzepte gibt, mit denen Menschen happy werden. Eines dieser Konzepte ist das Co-Parenting.

Unsere Welt ist bunt, und das ist gut so. Nur, bei all den neuen Möglichkeiten der Liebe und der Familienplanungen kann man auch mal den Durchblick verlieren. Immer neue Begriffe halten Einzug in zwischenmenschliche Beziehungen: NestingPolygamiePoachingCouvade-SyndromPush PresentsAttachment ParentingBirdnesting und und und … (haben wir alles schon hier auf beziehungsweise für euch unter die Lupe genommen).  

Aber ein Stichwort, das ihr vielleicht auch immer öfter hört oder lest, fehlt noch: Co-Parenting. Kam euch auch schon mal unter, oder? Aber was genau ist das eigentlich?  

Das ist Co-Parenting  

Der Begriff für dieses Familienmodell setzt sich zusammen aus dem Lateinischen Co (zusammen) und dem Englischen Parenting (Elternschaft). Kurz gesagt: Beim Co-Parenting bekommt man gemeinsam ein Kind, ohne eine Liebesbeziehung zu führen. Anders als beispielsweise beim „Unfall“ während eines One-Night-Stands, ist das Kind aber eine bewusste Entscheidung. Und: Die Zeugung findet oft ohne Sex miteinander statt (sondern zum Beispiel mit der Bechermethode). Beide Elternteile bleiben für das gemeinsame biologische Kind da und übernehmen ihre Verantwortung als Eltern, obwohl sie keine Beziehung miteinander geführt haben (und auch nicht vorhaben, durch das Baby zum Paar zu werden).  

Der weiter gefasste Begriff von Co-Parenting 

Gibt man Co-Parenting beispielsweise auf Instagram ein, findet man zahlreiche Fotos und Erlebnisse, die buntes Zeugnis sind, dass Co-Parenting auch weiter gefasst werden kann: Nämlich so, dass man von Co-Parenting immer spricht, wenn zwei Menschen für ein Kind sorgen. Damit umfasst Co-Parenting dann auch getrennte Paare, die sich weiterhin gemeinsam um ihre Kinder kümmern. Oder Adoptiv-Familien und Regenbogenfamilien. 

Worüber sollten sich beide beim Co-Parenting einig sein?  

Ganz grundlegend, damit das Modell funktionieren kann, ist, dass sich die (werdenden) Eltern über diese vier Dinge klar werden und sich intensiv darüber austauschen:  

  • Wie unterstütze ich die Elternrolle des anderen? Und wodurch würde ich sie unterwandern?
  • Welche Übereinstimmungen haben wir bei der Kindererziehung, und welche Differenzen gibt es?
  • Wie wollen wir die täglichen Aufgaben verteilen? Wer ist wofür verantwortlich?
  • Wie wollen wir Konflikte lösen?

Diese Komponenten wurden von Mark Feinberg von der Pennsylvania State University formuliert. Und nun mal Hand aufs Herz an alle Leserinnen und Leser, die schon Kinder haben: Habt ihr euch mit diesen Fragen ganz konkret auseinandergesetzt, bevor ihr eine Familie wurdet? Also mein Mann und ich nicht wirklich, zumindest nicht besonders intensiv. Klar sprachen wir über unsere Werte und wie wir uns die Zukunft vorstellen, aber beispielsweise nicht darüber, was für uns konkrete No-Go’s in der Erziehung wären.  

Hierin kann eine Stärke des Co-Parentings liegen: Ohne die Irrungen und Wirrungen einer Liebesbeziehung erörtern zwei Menschen diese zentralen Fragestellungen. 

Natürlich kann es in der Praxis, wenn das kleine Würmchen da ist und die Herzen erwärmt, ganz anders aussehen, aber das theoretische Fundament ist zumindest gelegt.  

Das spiegelt den Grundgedanken des Co-Parentings: Wie die Eltern miteinander umgehen, hat starke Auswirkungen auf die Beziehung des Kindes zum jeweiligen Elternteil. Denn wenn sich über Kindererziehung, Werte oder Rollenverteilung gestritten wird, leidet auch die Psyche der Kleinen.  


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