Eine Ausgewogenheit zwischen Nähe und Freiraum zu schaffen ist ein Thema, über das sich viele Paare immer wieder erbittert streiten und dessen nicht-Klärung oft zur Trennung führt. Nicht so bei Lotta und Fabio, sie hatten beide Beziehungen hinter sich, in denen ihnen der Partner keinen Freiraum gelassen hat. Und sie haben auch beide Erfahrungen damit gemacht, dass es ihnen in der Partnerschaft an Verbindlichkeit und Verlässlichkeit gefehlt hat.
Ohne groß darüber zu diskutieren, hat es bei Lotta und Fabio geklappt, dass sie gewissermaßen intuitiv wussten, was der andere jeweils braucht und wo ihm etwas zu viel oder zu wenig wird. Das hat das Paar als echtes Geschenk empfunden und als Fingerzeig des Schicksals, dass man auf diesem Fundament eine Zukunft aufbauen kann, zumal der „Rest“ ebenfalls passte. Ob gemeinsame Interessen oder der Anspruch an die Häufigkeit und die Qualität von Sex, bei Lotta und Fabio war alles stimmig.
Nach einem halben Jahr Beziehung ziehen die beiden zusammen und lassen sich auch in ihrer Wohnung im wahrsten Sinne des Wortes Raum, jeder hat sein eigenes Zimmer. Eine konventionelle Aufteilung in Wohn – und Schlafzimmer stand nicht zur Debatte. Lotta und Fabio waren sich sicher, dass mit ihnen alles gut ist und bleiben wird, so dass sie sogar angefangen haben, Ehepläne zu schmieden. Die perfekte Beziehung, bis ihr Glück zum ersten Mal richtig erschüttert wird durch einen Übergriff von Lotta, als solchen hat Fabio eine Reaktion von ihr jedenfalls empfunden.
Danach ist nichts mehr, wie es war, Fabio fühlt sich eingeschränkt und kontrolliert, die Harmonie beginnt zu bröckeln. Lotta sagt, dass die Kontrolle in seinem Kopf ist und nicht in der Realität. Aus ihrer Sicht reagiert Fabio völlig übertrieben. Das Paar kriegt sich nicht wieder ein. Lotta und Fabio sind verunsichert, wohin die Reise gehen wird mit ihrer Liebe – und ob die Reise überhaupt weitergeht.
Nach diesem Tag hat sich die Beziehungsdynamik verändert
„Ich habe den Tag X, an dem mein Glaube daran, dass Lotta und ich wirklich an einem Strang ziehen, was die Auffassung von Freiheit angeht, vor Augen, als sei es gestern gewesen“, erzählt Fabio. „Vier Monate ist das jetzt her. Das war ein richtiger Schock für mich. Und das an einem Tag, der eigentlich ein sehr guter Tag war. Ich habe in meiner Firma ein Projekt abgeschlossen und wurde dafür von meinem Chef total gefeiert. Er hat mir zu verstehen gegeben, dass eine Beförderung für mich ansteht. Ich hatte Lotta mittags angerufen und ihr von meinem Erfolg berichtet, sie hat sich tierisch gefreut. Normalerweise hätten wir abends zu zweit eine Flasche Champagner aufgemacht, aber sie bekam Besuch von einer Freundin, die Liebeskummer hatte und mit Lotta reden wollte.
Also haben wir das mit dem Champagner auf den nächsten Tag verschoben. Ich war an dem Abend in bester Stimmung, ich hatte Lust, etwas zu unternehmen. Kurz vor Büroschluss fragte mich mein Kollege Alex, ob wir nicht noch ein Bier zusammen trinken wollen bei ihm im Büro. Super Idee fand ich, der Kollege ist mein Lieblingskollege, mit dem habe ich immer Spaß. Mir war klar, dass aus dem einen Bier sicher zwei oder drei werden würden. Das hatte ich mir schließlich auch verdient. Lotta hatte ja nun damit gerechnet, dass ich nach Hause komme, also rief ich sie an und sagte, dass es später wird. Mehr nicht. Ich sagte: „Schatz, ich komme später, bis dann“, und Lotta meinte „Okay“.