Mein Herz rast, ich bin wie gelähmt. Nur meine Augen huschen hin und her, scannen jedes Detail des Bildes. Zwei Menschen, Hand in Hand, lachend, Blumen, schwarz, weiß. Wieder und wieder lese ich den ersten Kommentar: „Mensch Keule, sauber! Prost, auf euch.“ Wieso ist das überhaupt in meiner Timeline? Ich hatte ihn doch blockiert, verbannt, aus meinem Leben gestrichen.
Und jetzt das.
Mit voller Wucht werfe ich das Handy aufs Bett. Später werde ich doch wieder nachsehen und sie stalken. Weil ich es nicht lassen kann. Aber wollen werde ich es nicht. Denn es interessiert mich nicht. Ich bin über ihn hinweg, denn es ist schon Jahre her. Aber es nervt mich trotzdem, dass ich jetzt wieder an ihn denken muss.
Dieser Mann
„Willst du eigentlich mal Kinder?“ Schmunzeln antwortete er „Ja, ein eigenes und ein adoptiertes.“ – „Echt, du möchtest ein fremdes Kind?“ – „Wenn ich kann und darf. Es gibt so viele Kids da draußen, die niemanden haben.“ Ich war sprachlos. Dieser Mann.
Ob er jetzt mit ihr ein Kind adoptiert? Ich knirsche mit den Zähnen. Geht mich nichts an. Soll er doch. Mein Blick sucht das Handy zwischen den Laken. Ich könnte ja mal nachschauen, wie lange die zwei schon zusammen sind. Nein! Das wirst du nicht tun. Es interessiert dich nicht!
Ich wollte es nicht hören
„Du bist ganz anders, wenn er dabei ist.“ Ich runzelte die Stirn und merkte an „Stimmt doch gar nicht. Wie kommst du denn darauf?“ Sie zögerte. „Naja, du redest kaum noch. Man merkt gar nicht, dass du überhaupt im Raum bist. Als wärst du verschwunden.“ – „Wie bitte? Du spinnst ja.“
Zwischen meiner beste Freundin und mir flogen die Fetzen. Seinetwegen. Wochenlang war Funkstille. Aber als ich eines Nachts mit einer Reisetasche in der Hand vor ihrer Tür stand, war alles verziehen. Da zählte nur eins: Überleben. Augen zu und durch den Schmerz. Liebe ist die schlimmste Droge: Sie macht abhängig, man bekommt nichts mehr um sich herum mit, würde dafür über Leichen gehen, wird verrückt. Und die Entzugserscheinungen erst.