Dein Gehirn liest im Kaffeesatz und liegt oft daneben

Nicht selten erzählt unser Gehirn uns Geschichten. Ebenso wie die Zukunftsprognosen, die sich aus einem Kaffeesatz lesen lassen, ist es oftmals keine gute Idee, diesen Geschichten zu glauben. Unsere Gastautorin und Coach Jeannette Bouffier erklärt, welche Folgen falsche Annahmen und Unterstellungen für eine Beziehung haben können

Warum erzählt dir dein Gehirn Geschichten?

Das erklärt sich aus der evolutionären Geschichte unseres Gehirns. Lass uns kurz in die Zeit zurück gehen, als Fellröckchen statt Designer Blazer angesagt waren – in die Frühzeit der Menschheit. Der Hauptjob deines Gehirns ist nicht der zu Denken (das erklärt einige Mitmenschen) oder dich glücklich zu machen. Sein Job ist es, dich am Leben zu erhalten. Dazu waren in der Frühgeschichte sehr schnelle Entscheidungen nötig.  „Ist das gefährlich oder nicht?“, „Bedroht das meine Sicherheit oder die meiner Nachkommen?“, waren die wichtigsten Fragen.

Wenn dir ein Raubtier gegenüberstand hattest du keine Zeit erst mal einen Kaffee zu holen und in Ruhe die Lage abzuwägen.  Das wäre schnell dein letzter Doppio gewesen. Im Zweifel sorgte also die Amygdala – der älteste Teil unseres Gehirns – für drei Überlebensreaktionen: Flucht, Angriff oder Starre. Das tut sie heute noch.

Wenn wir uns bedroht fühlen, flüchten wir oder greifen an

Unser Gehirn hat sich nicht großartig weiter entwickelt. Es ist zwar enorm lern-und anpassungsfähig , also neuroplastisch, an den Grundfunktionen hat sich jedoch nicht viel geändert.

War die Gefahr echt oder angenommen?

Das war und ist relativ irrelevant. Unser Gehirn liebt einfache und vor allem schnelle Lösungen. Es ordnet neue Erlebnisse blitzschnell alten Erfahrungen zu, um schnell reagieren zu können. Auch wenn die gar nichts miteinander zu tun haben. Ob die Schlussfolgerung richtig war, interessiert dein Gehirn nicht so sehr.

Die Trigger aus der Kindheit

Trigger aus der Kindheit verbinden ein altes Gefühl und damit verbundenes Verhalten mit der aktuellen Situation. Dabei wird zum Beispiel der Partner zum kritischen Vater, die Freundin zur nörglerischen, ewig unzufriedenen Mutter.

Wir reagieren heute auf Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gemacht haben

Wir reagieren dabei meist auf Erfahrungen, die wir in der Kindheit gemacht haben und aus denen sich Überlebensprogramme entwickelt haben, die unbewusst unser Handeln steuern. Einfach gesagt: Kinder können in der Hauptprägephase noch nicht reflektieren. Sie können weder die Perspektive einer anderen Person einnehmen, noch das große Ganze sehen oder in die Zukunft denken.

Für Kinder ist die Welt schwarz oder weiß.  Ich werde akzeptiert oder abgelehnt. Gefühle und Bedürfnisse, die ich zeige, sind gut oder schlecht.


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