Ich und mein bester Freund

Gastautorin Tina Meffert über eine platonische Beziehung, eine tiefe Verbundenheit und eine starke Bindung – und warum aus ihnen doch niemals ein Liebespaar geworden ist.

Gastautorin Tina Meffert über eine platonische Beziehung, eine tiefe Verbundenheit und eine starke Bindung – und warum aus ihnen doch niemals ein Liebespaar geworden ist

Ich habe einen Jugendfreund, mit dem mich heute, nach über zwei Jahrzehnten, immer noch reine Liebe verbindet.

Als ich ihn auf einer Party das erste Mal traf, waren wir nicht mehr ganz nüchtern. Mit meinen 15 Jahren wusste ich trotz Trunkenheit ganz klar: Dies ist der Kerl meiner Träume! Seit dieser Nacht konnte ich an nichts und niemanden anderes mehr denken. Ich war bis über beide Ohren verliebt. Es war gewiss: das ist sie – Die große Liebe. Und sie blieb. 

Wir vertieften den Kontakt und wurden bald beste Freunde. Wir waren unzertrennlich. Traten wir getrennt auf, kam schnell die Frage vom Umfeld auf, wo der oder die jeweils andere sei. Niemand glaubte uns so recht, dass nichts zwischen uns lief, und wir beteuerten uns gegenseitig, uns verbände platonische Liebe. Wir wollten nichts riskieren. 

Wir wollten unsere Freundschaft nicht riskieren

Immer, wenn ich bei meinem besten Freund übernachtete, wenn wir uns bis spät in die Nacht Filme ansahen mit Chips und Cola, spazieren gingen oder er für uns kochte, summte es in meinem Kopf und Bauch. Und eines Tages schlief ich dann nicht mehr so schnell an seinem Rücken ein. Zunächst pochte mein Herz ein bisschen, später ein bisschen mehr, aber schließlich brachte uns die Geborgenheit den Schlaf. Es fiel mir immer schwerer, meine Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Aber ich biss die Zähne zusammen, mir war die Freundschaft wichtiger als ein Paar zu werden und im schlimmsten Fall eine Trennung in Kauf zu nehmen. 

Ich hegte und pflegte meine Liebe in Gedanken. Meine Kindheit und Jugend waren gezeichnet von schlimmen Erfahrungen und Gegebenheiten. Er war mein sicherer Ort, der Mensch, der mich in den dunklen Stunden auffing, der immer bei mir war. Er war auch mein innerer sicherer Ort, an den ich mich zurückziehen konnte, wenn ich alleine war. Er hat mir in dieser Hinsicht das Leben gerettet. Und dafür bin ich ihm ewig dankbar. 


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