Erst ein toller Abend in der Bar, dann eine gemeinsame Nacht und jetzt…? Wie geht es weiter? Wer macht den nächsten Schritt? Wann ist der richtige Zeitpunkt für die erste Nachricht? Unsere Autorin Anna Zimt hilft ihrer Freundin das Geschehene einzuordnen
„Anna!“, schnauft Franzi, als sie sich die letzten Stufen bis zu meiner Wohnungstür und in meine Arme fallen lässt. „Na, mein Herz! Schön, dass du da bist.“ knutsche ich ihr in die blonden Locken und freue mich meine gute Freundin zu sehen. „Ich brauche einen Drink. Und eine Kippe. Dringend!“ sie löst sich aus meiner Umarmung und guckt mich bestimmend an. „Sollst du kriegen, Wein ist schon eingeschenkt. Ab auf den Balkon mit uns.“
Zwei Minuten später sitzen wir beide in dicke Jacken und Decken eingepackt auf meinen alten Holzstühlen und haben unsere „Nur Ausnahmsweise, wenn´s ne Krise gibt“- Zigarettenschachtel und die Weingläser auf dem Balkontisch ausgebreitet. „Also, schieß los!“ ich reiche ihr das Feuerzeug, „Was ist passiert?“.
Es begann wie eine Großstadtromanze aus dem Schnulzenkino. Sie war mit Freundinnen in eine fancy Bar auf einen After Work Drink gegangen. Er hatte einen alten Kommilitonen zu Besuch und zeigte ihm die Hot Spots der Stadt. Als sie auf dem Weg zum Klo war und er mit seinen Getränken von der Bar wieder zu seinem Freund gehen wollte, rannten die beiden ineinander. Er hatte ein nasses T-Shirt, sie nur Augen für ihn. Sie lachten, sie erzählten sich was sie so trieben – er war Anwalt, Ende zwanzig, ging gerne klettern und sang Karaoke, wenn er zu viel getrunken hatte. Sie arbeitete als Grafikdesignerin in einer kleinen Agentur, liebte Streuselkuchen und alte Horrorfilme – sie tranken alle gemeinsam und am Ende dieses schönen und witzigen Dienstagabends, fragte er sie nach ihrer Nummer.
Die Anziehungskraft war spürbar
Gestern Abend trafen sich nun die beiden und besuchten die Ausstellungseröffnung eines Künstlers, mit dem Carl – so hieß Franzis Date – befreundet war. Sie kannte sich mit Kunst eigentlich gar nicht aus, aber dass war das ziemlich egal. Die beiden hatten so viel Spaß dabei zu überlegen wer wohl die Menschen waren, die sich die riesengroßen und irgendwie gruselig aussehenden Gesichter auf den Leinwänden in die Wohnung hängen würden. Nicht egal war der Vibe zwischen den beiden. Sie mochten sich. Fühlten sich zueinander hingezogen.