Eifersucht ist die Macht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft. Was ist, wenn allein die Angst vor Eifersucht schon massive Leiden schafft?
Astrid ist eine sehr schöne, kluge, lustige und sportliche Frau, lieb ist sie auch noch, nicht die Spur zickig, ein Sechser im Lotto also. Eine solche Frau hätten viele Männer gern an ihrer Seite. Für einen selbstbewussten Mann, der an sich glaubt, kein Problem. Für unsichere Männer, die sich leicht unterlegen fühlen in einer Beziehung, ist die Attraktivität der Partnerin ein ewiger Anlass für Eifersucht, die in Misstrauen und Kontrollwahn ihren fast schon sadistischen Ausdruck findet. An diese Art von bösen Männern ist Astrid oft geraten, wie gesagt, sie ist klug, sie hat einen messerscharfen Verstand. Aber sie ist von ihrem Naturell her jemand, der erst einmal bedingungslos vertraut. Astrid ist auf eine zauberhafte Weise gutgläubig, sie ist eine echte Idealistin, eine Menschenfreundin. Sie ist einige schmerzhafte Male auf Kerle hereingefallen, die ihr den Himmel auf Erden versprochen und ihr am Ende die Hölle bereitet haben – und das unter dem scheinheiligen Deckmäntelchen der Fürsorge. Die Vorgabe von Fürsorge („ich will doch nur, dass es Dir gutgeht!“) ist ein Spezial-Trick von eifersüchtigen Wüterichen. Von diesen Erfahrungen mit eifersüchtigen Männern ist Astrid regelrecht traumatisiert. Sie wurde immer wieder zu Unrecht der Untreue bezichtigt, kontrolliert, mit Vorwürfen bombardiert, beschimpft. Ein verrückter Mann hat sie sogar zu Hause eingesperrt, nur um sie für sich allein zu haben. Das ist Freiheitsberaubung. Der Mann hat gesagt, ich tue das, weil ich Dich unendlich liebe.
So ein Mann kommt mir nie wieder ins Haus, hat sich Astrid geschworen. Den Schwur hat sie gehalten. Sie ist sehr kritisch, bei den kleinsten Zeichen von Eifersucht nimmt sie die Beine in die Hand und ist weg. Seit gut einem Jahr ist sie glücklich mit Jakob, der sie liebt, der ihr vertraut, der selbst Freiheit braucht und ihr Freiheit gibt. Treue erwarten beide, doch es gibt nicht den Mini-Ansatz von Eifersucht.
Friede Freude Eierkuchen? Nein, denn wenn dieser der Freiheit verpflichtete Ehrenmann nur ein wenig verstimmt ist, Stress gibt es schließlich in jeder Beziehung, wittert Astrid, dass der Stress tiefenpsychologisch in Eifersucht begründet ist. Und es fliegen die Fetzen.
Und da liegt jetzt das große Problem: nicht in der Eifersucht von Jakob, sondern in Astrids Angst vor der Eifersucht. Das ist jedenfalls Jakobs Sicht, der sich genauso zu Unrecht angegriffen fühlt wie früher Astrid.
Für Astrids Eifersuchts-Phobie gab es eine Initialzündung
„In den ersten Monaten hatten Jakob und ich überhaupt keine Meinungsverschiedenheiten“ erzählt Astrid. „Wir sind uns sehr nah, und wir können auch Distanz prima aushalten. Jakob ist wirklich wie für mich gemacht. Er lebt noch in einer anderen Stadt, wir haben eine Fernbeziehung. Es ist für uns beide klar, dass wir früher oder später zusammenziehen wollen. Wann, das hängt vor allem davon ab, ob und wie wir das beruflich hinkriegen. Wir sind in der Hinsicht entspannt, wir haben Zeit. Wir wissen, dass wir für immer zusammenbleiben möchten. Wir vertrauen einander blind, bei einer Fernbeziehung ist Vertrauen natürlich besonders wichtig. Wir sehen uns so oft wie möglich, auf alle Fälle jedes Wochenende. Und wenn uns zwischendurch die Sehnsucht überkommt, dann öfter. Zwischen uns liegen auch von der Entfernung her nur knapp drei Stunden“ erzählt Astrid. „Eines Tages riss der blaue Harmonie-Himmel zwischen uns auf, ohne jede Vorwarnung. Es gab einen Moment, wo ich sofort panisch dachte, hier ist sie wieder, die schlimme Eifersucht, dieses Monster, ich kenne es so gut, dieser Argwohn, dieses insistierende Nachfragen, diese Feindseligkeit. Und das alles im Namen der Liebe! Oh Gott, schoss mir durch den Kopf, jetzt ist Jakob auch eifersüchtig, jetzt kommt es ans Licht, er hat sich nur gut getarnt.“