Manche Verletzungen wiegen so schwer, dass eine zweite Chance für die Liebe unmöglich erscheint. Mit einer Veränderung der inneren Haltung kann die Verbitterung jedoch überwunden werden. Manchmal gibt es sogar ein Happy End, wenn auch ein spätes und vernarbtes. Ein Leserbeitrag
„Die hat einen Freund und ist nur seinetwegen hierher gezogen, vergiss es also.“ Das war die erste Information, die ich von A. über dich bekam, nachdem ich dich – vor vielen Jahren– in unseren ersten Wochen des Studiums kennenlernte. A. war wohl aufgefallen, dass ich dich anders anschaute als die anderen Studentinnen an diesem Cocktail-Abend.
Du wurdest A.s beste Freundin. Wir liefen uns nun regelmäßig über den Weg, und ich merkte, dass auch du mich anders anschautest. Nicht wie eine Frau, die in einer glücklichen Beziehung ist. Irgendwie herausfordernd mit einem durchdringenden Blick. Du suchtest meine Nähe. Beim Lernen, auf Partys, an Kneipenabenden. Oft machten wir uns gemeinsam auf den Heimweg und spazierten zusammen durch die Stadt. Wir redeten nicht besonders viel. Mussten wir auch nicht. Die Stille war eindeutig. Wir fühlten beide, dass wir uns wollten. Ich war mir sicher, dass du ihn früher oder später verlassen würdest.
Ich verliebte mich heillos in dich
Manchmal saßen wir zusammen auf einer Bank bis es hell wurde. Du erzähltest mir, dass dein Freund dich betrogen und angelogen hatte. Dass du ihm nicht mehr vertraust und gar nicht erst in die Stadt gekommen wärst, wenn du vorher davon erfahren hättest. Als wir uns zum ersten Mal küssten hat dich das trotzdem erschrocken. Du schämtest dich wohl. Danach bist du nach Hause gegangen, zu ihm. Ich war dennoch beflügelt und glücklich, hatte Schmetterlinge im Bauch. In meinem Kopf haderte ich etwas damit, dass die Situation wohl kompliziert werden würde, aber ich war mir sicher, dass du ihn früher oder später verlassen würdest. Dann würdest du meine Freundin sein, und es würde großartig werden. Du warst danach verunsichert, wolltest distanziert sein, aber du suchtest immer wieder meine Nähe und schriebst mir Nachrichten.
Eines Abends standst du vor meiner Haustür und wolltest zu mir. Wir verbrachten unsere erste fantastische Nacht miteinander. Ich verliebte mich heillos in dich. Nachdem du lange mit dir gerungen hattest, trenntest du dich von ihm. Es fiel dir schwer, und ich merkte, dass du mit deinen Gedanken oft bei ihm warst. Wir waren jetzt zwar irgendwie zusammen, aber du warst trotzdem weit weg von mir. Wenn wir bestimmte Lieder hörten, musstest du weinen, weil sie dich an ihn erinnerten. Ich war unsicher, hatte kein gutes Gefühl. Wir verbrachten Silvester zusammen auf einer Party bei A. Kurz vor Mitternacht suchte ich dich, um den Countdown mit dir zu verbringen, dir pünktlich ein glückliches neues Jahr zu wünschen und dich zu küssen. Ich konnte dich nicht finden. Gegen 0:30 Uhr fand ich dich in A.s Schlafzimmer. Du lagst auf ihrem Bett und telefoniertest mit ihm. Über dein Gesicht liefen Tränen, und du deutetest mir mit einer abwertenden Handbewegung das Zimmer zu verlassen. Nachdem du auch um 1:30 Uhr noch in A.s Zimmer warst, ging ich nach Hause. Mit gebrochenem Herzen. Du meldetest dich auch am nächsten Tag nicht bei mir. Einige Tage später riefst du mich an, um mir distanziert und mit wenigen Worten kurz mitzuteilen, dass du leider nicht mit mir zusammen sein kannst.