Zweifel vor der Hochzeit! Völlig normal oder sollten wir die Trauung absagen?

Aufgebot bestellt, Ringe ausgesucht, Location steht, Gästeliste erstellt, Einladungskarten verschickt, Brautkleid bezahlt. Alles perfekt. Und dann sind sie plötzlich da: Die nagenden Zweifel. Sollen wir wirklich heiraten? War es die richtige Entscheidung? Da ist guter Rat teuer. Was nun? Alles absagen? Gäste ausladen? Trauung platzen lassen? Aber was dann? Und was sagen die anderen?

Alles völlig normal, ist man geneigt zu sagen. Hört man ja auch immer wieder, „Die Braut, die sich nicht traut“ und so. Kalte Füße vor der Hochzeit plagen viele Brautleute, das gehört dazu wie Polterabend und Hochzeitstorte. Das Vorspiel sozusagen. „Das legt sich schon wieder, du bist einfach nur aufgeregt“ sagt die Schwiegermutter und Ihre Schwester singt ein Lied davon, wie sie auf ihrem eigenen Jungesellinnenabschied eher mehr als weniger beschwipst ihrer besten Freundin ihre Ängste vor der Trauung in die Arme heulte.

Viel zu hohe Erwartungen an einen einzigen Tag

Es ist ja auch ein großer Tag. Der Tag der Tage sozusagen. Es soll der schönste in Ihrem Leben sein. Und danach „bis dass der Tod uns scheidet“, in „ewiger Treue“ vereint in den „Bund fürs Leben“.

Ganz ehrlich, derart mit Superlativen aufgeblasen, kann das nur eines bewirken: Schrecklichen Druck machen und die Nerven blank legen. Die Feier, die ganze Organisation, der Gedanke, irgendetwas vergessen zu haben oder falsch zu machen, die eigenen Erwartungen und der Perfektionismus, den wir uns mittlerweile im Zuge dieses Schrittes auferlegt haben, nimmt manchmal extreme Formen an. Vom Hochzeitsplaner, über Hochzeitsmessen und Probeessen des Hochzeitsmenüs bis hin zur ultimativen Hochzeitstischdeko – jedes Detail ist geplant und arrangiert. Die Belastung wird dabei so groß, dass das Wesentliche dieses Events in den Hintergrund rücken kann (immerhin geht es im Grunde und eigentlich um die Liebe). Und dabei passiert Folgendes. Der Druck, der entsteht und der Anspruch an Vollendung dieses Großereignisses überträgt sich auch auf das, was ihnen danach im gemeinsamen Leben blüht. Das soll es dann ja schließlich sein. Für immer. Eine perfekte Ehe, überglücklich. Traumhafte Hochzeit = traumhafte Ehe.

Es ist nur eine Hochzeit

Dass das Ängste auslöst, keine Frage. Aber vielleicht lassen wir einfach mal die Kirche im Dorf und entspannen uns. Es ist nur eine Hochzeit. Mehr nicht. Ja genau, mehr nicht. Sie feiern die Liebe, haben ein weißes Kleid an und stecken sich gegenseitig einen Ring an den Finger. Dann gehen alle wieder nach Hause. Und was ist dann? Richtig, alles wie vorher. Sie lieben sich (hoffentlich genauso) wie vor der Heirat. Sind (immer noch) ein glückliches Paar. Schauen gemeinsam in die Zukunft. So wie Sie es vorher auch getan haben. Das einzig andere ist, dass Sie jetzt vor dem Gesetz Eheleute sind und sich steuerlich gemeinsam veranlagen können. Sie sind aber immer noch dieselbe Frau (vielleicht mit anderem Namen, aber wen schert das) und er trägt immer noch dasselbe Paar Schuhe, dass Sie schon aussortieren wollten. Alles wie immer. Es lag nur eine kleine Feier dazwischen.

Auf die Liebe sollte es keinen Einfluss haben

Denn auf das wirklich Wichtige, Ihre Gefühle füreinander, sollte es keinen Einfluss haben. Sie haben auch nicht mehr oder weniger Verantwortung für den anderen, denn in einer auf Liebe basierenden Beziehung denkt man ohnehin für den anderen mit und sorgt sich um ihn und für ihn. Mit und ohne Trauschein. Früher oder in kulturell anders strukturieren Gesellschaften, wo die Ehefrau noch die Unterschrift ihres Ehemannes benötigte, um irgendetwas tun oder lassen zu können, nun, da fühlt es sich sicher etwas anders an. Aber heute, hierzulande? 

Eine Trauung ist keine Sicherheit und auch keine Garantie, geschweige denn ein Gefängnis.

Sie sind frei und können immer noch jederzeit gehen. Man kann sich scheiden lassen (das geht sogar ziemlich einfach) oder sich einfach so trennen. Oder man bleibt eben zusammen und ist glücklich. Dass sich die Ehe für manche dennoch wie ein Käfig anfühlt, liegt am Kopf, nicht an der Tatsache. Und das genau ist der Punkt.


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