Fernbeziehungen sind herzzerreißend, Beziehungskrisen einfach niederschmetternd. Was aber, wenn beides aufeinander trifft? Vor dieser besonderen Herausforderung stand unsere Gastautorin Kristina. Wie sie und ihr Partner es geschafft haben, die Krise aus der Ferne zu überwinden, verrät sie hier
Paare, die durch Beziehungskrisen gegangen sind, wissen genau, wie kräftezehrend diese sind. Beziehungskrisen zerstören uns innerlich. Und jeden Tag ein bisschen mehr. Jegliche Lebensenergie und Freude wird von der Sorge, ob die Beziehung die Krise überstehen kann, zerfressen.
Gepaart mit der Konstellation, dass der Partner sich am anderen Ende der Welt befindet, scheint die Situation nahezu ausweglos: Mit dem wachsenden Frust über die schiefe Beziehungslage wächst auch das Desinteresse, miteinander zu kommunizieren. Die Möglichkeit, sich nach dem Streit einfach in die Arme zu nehmen oder nachts – versehentlich – aneinander zu schmiegen, fehlt. Traurig genug, dass Intimität und Zweisamkeit nur über Skype und WhatsApp ausgetauscht werden können, kommt erschwerend hinzu, dass dieser Austausch immer nur im Streit endet.
Wie schaffen Sie es aber, sich der Herausforderung zu stellen und aus der hoffnungslosen Situation gestärkt hervorzugehen – ohne das Weite auch emotional zu suchen?
2 Strategien, deren Nutzen überschätzt wird
- Kommunikation: „Je mehr, desto besser“
In einer Fernbeziehung ist die Gefahr, sich auseinanderzuleben, enorm. Wenn sich erste Anzeichen einer kriselnden Beziehung zeigen, sind wir gleich doppelt alarmiert. Was also tun, um dem entgegenzuwirken? Das Erste, was gleich auf der Hand liegt: mehr kommunizieren.
Aber Vorsicht: Nicht Quantität, sondern Qualität entscheidet hier! Je mehr man kommuniziert, desto höher ist das Risiko, sich in der Spirale der Negativität zu verlieren. Spätestens wenn Sie merken, dass Sie sich immer wieder nur im Kreis drehen und der Konflikt kein Ende nimmt, heißt es: Notbremse ziehen. Weniger ist in diesem Fall manchmal mehr. - Konflikte lösen zu müssen
Damit kommen wir auch schon zum zweiten Punkt: Konflikte ansprechen und lösen. Diese Empfehlung finden wir in jedem Beziehungsratgeber, wenn wir unter dem Stichwort „Beziehungskrise“ nachschlagen.
Es mag sich auf den ersten Blick richtig anfühlen. Allerdings bringt diese Strategie oft nicht den gewünschten Effekt. Stattdessen scheint der Konflikt zu einer unlösbaren Hürde heranzuwachsen. Kein Wunder, denn das, worauf wir unseren Fokus richten, gewinnt bekanntlich an Bedeutung. Zumindest, wenn wir einem berühmten Zitat des Psychologen C. Jung Glauben schenken: „What you resist, persists“. (zu deutsch: „Das, dem du Widerstand leistest, bleibt bestehen.“)
John Gottman, einer der führenden Psychologen auf dem Gebiet, rät Paaren daher davon ab. Nicht alle Konflikte müssen, geschweige denn, können gelöst werden. Selbst den glücklichsten Paaren gelingt das nicht, so Gottman. Warum setzen Sie sich – in Ihrer misslichen Beziehungslage – diesem enormen Druck aus?