Liebe ist… kein gutes Geschäft

Vielleicht ist die Liebe ein Mann, eine Superheldin oder eine Anstifterin zum Mord. Aber eines kann sie doch nie sein, findet Gastautorin Nicola Stefan: ein Tauschhandel

Wer kann Liebe schon erklären? Das wurde in vielen wissenschaftlichen Disziplinen versucht und vielleicht auch geschafft. Doch eine allgemeingültige Definition für die Liebe zu finden ist schon allein deshalb schwierig, weil wir sie alle ein wenig anders erleben.

Liebe sei eine „Währung“, war kürzlich in einem Beitrag auf The Good Men Project zu lesen. Und als solche müsse sie auch einen gewissen „Wert“ transportieren. Das heißt, wir zahlen in eine Beziehung ein und wollen gefälligst auch etwas zurück haben. Aber ist Liebe tatsächlich etwas, das wir geben können, um etwas anderes, das wir wollen oder brauchen, zurück zu bekommen? Gegenliebe, Wertschätzung, Respekt, Glücklichsein? Ist Liebe wirklich ein Tauschhandel? Ein Geschäft?

Ich denke nicht. Zumindest kein gutes, denn ohne einen klaren Umrechnungskurs wird sie wohl zwangsläufig zu Enttäuschung führen. Wer oder was ist die Liebe dann aber? Wie immer kann ich nicht anders, als mich der Frage sprachlich zu nähern.

Liebe ist… ein Hauptwort. Das heißt, sie wird groß geschrieben – nicht nur in der Grammatik, meistens auch im Leben. Und oft spielt sie darin sogar die Haupt-Rolle.

Liebe ist… ein Gefühl. Klar. Das sagen auch alle Wörterbücher. Und als solches sitzt sie tief in uns drin und kann einiges mit unserem Herzen anstellen – es berühren, erwärmen, erweichen, auf und ab springen lassen. Und manchmal, da kann sie ihm sogar einen Schlag versetzen oder es durchbohren.

Liebe ist… weiblich. Zumindest in unserer Sprache. Und anders könnten wir sie uns auch gar nicht vorstellen. Die Liebe ein Mann? Wie würde das klingen? Aber auch das geht, denn:

Liebe ist… eine Person. Wenn wir nämlich von unserer „großen Liebe“ sprechen. Die kann natürlich eine Frau sein. Oftmals oder vielleicht sogar öfter ist sie aber ein Mann. In meinem Fall zum Beispiel. Das heißt, so weiblich ist die Liebe dann doch wieder nicht.

Liebe ist… Sex. Und zwar auch dann, wenn gar keine Liebesgefühle im Spiel sind. Die „käufliche Liebe“ etwa beschreibt doch alles andere als emotionale Verbundenheit.

Liebe ist… eine Verbrecherin. Nicht nur deshalb, weil sie Menschen blind und dumm machen kann. Sondern auch, weil sie immer wieder zur Komplizin, zur Anstifterin wird: „Ich habe es aus Liebe getan“, erklärt der krankhaft eifersüchtige Ehemann, der seine Frau in Rage verprügelt. Oder die ältere Dame, die ihren demenzkranken Mann aus dem Leben reißt, um ihm (oder sich) weitere Qualen zu ersparen. Und tagtäglich werden im Namen der „Liebe“ auch viele andere Verbrechen begangen.

Liebe ist… eine Superheldin. Schließlich hat sie unglaubliche Kräfte. Aber nicht nur das – sie ist auch unzerstörbar. Egal, wie oft sie mit Füßen getreten, kaputt gemacht, verraten oder im Keim erstickt wird. Sie lässt sich nie ganz ausrotten. Selbst wenn sie über ganze Familien, Orte oder Landstriche vernichtet wird – sie kommt immer wieder und treibt neue Knospen aus, bis sie irgendwann doch wieder blüht. Ist Liebe also nicht angreifbar? Eines können wir zumindest sicher sagen:

Liebe ist… nicht greifbar und nie ganz be-greifbar. Sie lässt sich nicht fangen, nicht halten, nicht einsperren. Sie lässt sich auch nicht erzwingen, oder einfordern und bestimmt auch nicht eintauschen. Wahrscheinlich lässt sie sich auch einfach nicht definieren oder erklären.

Aber einen Versuch war es doch wert.


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