Männer haben es in unserer modernen Zeit nicht immer leicht. Ihr seit Jahrtrilliarden weitervererbtes Rollenbild des harten Kerls hat in der aktuellen Feminismus-Debatte ordentlich einen vor den Bug bekommen. Und das Nachbeben hält an. Plötzlich sehen sie sich nicht nur an jedem denkbaren Ort mit gendergerechter Sprache konfrontiert, sondern auch mit lauten Parolen gegen die so genannte toxische Männlichkeit. Doch was ist das eigentlich?
Die längst überfälligen Forderungen: Schluss mit sexistischem Gebären, und Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, in jeder Hinsicht und absolut. Vor diesem Hintergrund definieren gerade ganze Gesellschaften die Rolle des modernen Manns neu – Ausgang noch ungewiss. Aber was genau ist denn jetzt eigentlich so falsch am Status quo?
Was ist toxische Männlichkeit?
Toxische Männlichkeit mag zwar als Begrifflichkeit neu sein, steht aber für ein uraltes Phänomen: die (oftmals unbewusste) Annahme vieler Männer, dem weiblichen Geschlecht sowie vermeintlich schwächeren Artgenossen ganz selbstverständlich überlegen zu sein. Und zwar durch eine Art Geburtsrecht, durch körperliche Vorteile, durch die Tatsache, dass das eben immer schon so war. Rangeln, raufen, umwerben, bestimmen, besitzen und finanziell aushalten – all das scheint fester Bestandteil der soziokulturell übermittelten männlichen DNA zu sein. Doch Fakt ist: Frauen brauchen längst keinen tonangebenden Versorger mehr. Sie wollen gleichberechtigt leben und wirtschaften, in allen Belangen auf Augenhöhe mit dem anderen Geschlecht. Ohne Grenzüberschreitungen, Gewalt und verharmlosten Alltags-Chauvinismus („Sei doch froh, dass dir überhaupt einer hinterherpfeift!“).
Wanted: Neues Rollenbild für den modernen Mann
Abwertung, Dominanz, Überheblichkeit und konkurrierendes Verhalten: Toxische Männlichkeit hat viele Gesichter und oft erkennt man sie nicht auf den ersten Blick. Denn das Problem ist gar nicht so sehr das Stereotyp des Machos – beispielsweise der muskelbepackte, stöhnende Hantelbank-Hugo im Fitnessstudio, der die Ladys auf dem Laufband mit obszönen Gesten belästigt. Aus seiner Haltung macht er keinen Hehl. Schlimmer ist der gebildete Karrieretyp, der vorneherum Gleichberechtigung propagiert, aber Frauen gern mit süßer Herablassung die Welt erklärt (Stichwort Mansplaining). Oder der liebenswerte kreative Kopf, der in der U-Bahn sitzt, als trüge er das dickste Gehänge der Welt zwischen den Beinen – während die Frau neben ihm notgedrungen mit dem Po vom Polster rutscht.