Für bessere Männer, besseren Sex, bessere Beziehungen

Frauen sollten sich weiterentwickeln: Weil sie viel mehr verdient haben als sie normalerweise bekommen – und oft sich selbst zugestehen. Ein Gastbeitrag einer anonymen beziehungsweise-Leserin

Manchmal frage ich mich, was wäre, wenn Frauen plötzlich alle ihren Wert erkennen würden. Was wäre, wenn sie plötzlich alle aufwachten und sich sagten „Was soll dieser Scheiß? Ich bin so viel mehr wert als das. Ich habe das Beste verdient!“ Und es ist wahr – jede einzelne hat das Beste verdient.

Es stimmt mich traurig, immer wieder in meinem Freundinnenkreis oder auf verschiedenen Seiten im Internet das Gleiche zu hören oder zu lesen: „Es fing so gut an, jetzt zieht er sich zurück, seine Gefühle reichen nicht, warum meldet er sich nicht? Er lebt immer noch bei seiner Ex, er will sich nicht binden, aber ich hänge so an ihm … “
Und so weiter und so fort.

Es geht mir nicht darum, Männer zu verurteilen oder ihnen per se etwas Schlechtes zu unterstellen. Sie tun oder tun nicht, was auch immer sie für sich für richtig erachten. Aber ich wünsche mir, dass Frauen die Augen öffnen, wenn sie in einer der o.g. Situationen sind und erkennen: Er tut das, weil ich es zulasse! Er tut das, weil ich meinen Wert preisgebe für einen Funken an Zuneigung, einen kleines Stück von dem, was ich mir eigentlich wünsche. Für einen Krümel des großen Kuchens, von dem ich eigentlich träume.

Männer tun, was Frauen zulassen

Ich selbst habe all diese Situationen erlebt, nicht nur ein Mal. Zum einen, weil ich äußerst zielsicher immer die Männer heraussuchte, die mir eine bestimmte Lektion erteilten. Bis ich bereit war, sie zu lernen. Und die Lektion ist nicht, dass es nicht den Richtigen gibt, oder man lockerer werden muss, oder das mit der romantischen Liebe einfach in Hollywood lassen sollte. Sicher – all das ist auch wahr. Es gilt, sehr genau zu unterscheiden zwischen dem, was das eigene Herz wirklich will und dem, was uns von außen übergepfropft wurde.

Aber meine Erkenntnis war: Ich darf mich jetzt befreien von Dingen, die andere meinen, dass ich sie wollen oder leben sollte und darf mich ganz auf das besinnen, was ich wirklich wirklich will. Und das ist eine feste Partnerschaft mit einem liebevollen, starken Mann. Und ja, heiraten ist da bitte drin enthalten.

Es gibt viele Stimmen, die uns sagen, vergesst Eure Mädchenträume, das existiert alles nicht. Und die kleinen Mädchen ins uns verzehren sich vor Sehnsucht und finden das im Grunde doof, aber wir erwachsenen Frauen reden uns dann ein, ich muss einfach cool sein, locker sein, heiraten ist doch total überholt, keine Partnerschaft ist für die Ewigkeit gedacht, ich darf mich jetzt auch ausleben und das Spiel mitspielen, schließlich bin ich emanzipiert, ich kann Sex und Gefühle super trennen usw.

Wir entromantisieren die Liebe und schneiden den Teil in uns ab, der sich genau danach sehnt. Sicherlich wird das nicht jede für sich unterschreiben. Und das ist in Ordnung. Von den Frauen, die ich kenne, sind es jedoch mindestens 95 %, die im Grunde ihres Herzens an die große Liebe glauben.

Fast alle glauben an die große Liebe

Es wird Zeit, sich wieder zu erlauben, groß zu denken, und groß zu träumen. Und daran zu glauben, dass es möglich ist und dass man genau das verdient hat. Eine große Liebe, einen Mann, der einen will und so liebt wie man ist, und der keinerlei Zweifel lässt, dass er genau dich will.

So paradox das klingen mag: Es gilt also, zunächst alle Illusionen loszulassen, alles loszulassen, was man gelernt hat oder sich über Medien angeeignet hat. Ebenso alle limitierenden Glaubenssätze, mit denen man sich in dem Glauben hält, man sei nicht gut genug, habe es womöglich nicht verdient, man müsse sich anstrengen um geliebt zu werden, man bekomme nicht genug oder ähnliches. Das heißt: Ja, weg mit dem Hollywood-Müll!

Und sich dann zu fragen: Was will mein Herz wirklich? Wenn ich alle Lügen loslasse, die ich bisher geglaubt habe, was bleibt dann übrig? Was ist die Essenz dessen, was mein Herz und meine Seele wollen?

Ich wünsche mir, dass mehr Frauen diesen Weg zu sich selbst beschreiten und sich selbst erkennen und die Liebe finden, die in ihnen die ganze Zeit schon da ist. Es stimmt, man braucht sie nicht von außen, man kann sich tatsächlich alles geben, was man braucht. Aber das heißt beispielsweise nicht, dass ein Mann an meiner Seite sein darf, der mir suggeriert, er müsse mir gar nichts geben, denn das müsse ich schon selbst tun. Er hat zur Hälfte recht, denn ich sollte natürlich in der Lage sein, gut für mich zu sorgen. Aber eine Beziehung bedarf der Pflege durch beide und auch wenn ich in der Lage bin, für mich zu sorgen, die Beziehung ist es nicht. Die Konsequenz kann also nur sein, dann eben weiter für sich selbst da zu sein, und den Mann zu verabschieden.

Was will dein Herz wirklich?

Das ist leider die Kehrseite von Spiritualität im Alltag oder der Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit, die mir immer wieder auffällt. Zu viele Menschen missverstehen spirituelle Lehren oder lassen ihr Ego die Oberhand gewinnen ohne es zu merken. Anstatt zu sagen, ich habe Angst, mich voll und ganz auf dich einzulassen, ich fühle mich nicht gut genug für dich oder ich habe Angst, dir nicht das geben zu können, was du verdienst, verstecken sie sich hinter pseudospirituellen Plattitüden und freier Liebe, Unabhängigkeit und „nichts ist sicher, alles ist im Fluss“.

Jeder hat das Recht, frei für sich in seinem Glauben zu leben. Doch genau an dem Punkt wünsche ich mir für uns Frauen viel mehr Selbstfürsorge und radikale Ehrlichkeit und den Mut, die Entscheidungen zu treffen, die für uns die richtigen sind. Stattdessen lassen wir uns manchmal noch mehr Selbstzweifel einreden von Menschen, die meinen, wir wären nicht spirituell genug oder müssten unsere Grenzen überschreiten, auch wenn wir tief in uns spüren, dass wir das eigentlich nicht wollen.

Und ich glaube fest daran, dass wenn sich Frauen weiterentwickeln und lernen für ihre Wünsche sanft und auf weibliche Art einzustehen und sich nicht davon abbringen zu lassen, dass auch Männer irgendwann anfangen müssen umzudenken, sich selbst hinterfragen dürfen, ihre Motive und Wünsche ergründen und sich ehrlich fragen, ob sie nicht im Grunde das gleiche wollen.

Es fällt Frauen leicht mit ihren Gefühlen in Kontakt zu sein. Das ist mit Sicherheit ein großer Vorteil, den wir haben. Und ich glaube, je mehr wir es schaffen, in unserer Mitte zu sein, umso mehr erschaffen wir auch ein Klima, einen Raum, in dem sich Männer ihren Ängsten oder Zweifeln stellen können und die Chance haben zu wachsen.

Und sind wir mal ehrlich: die Hollywood-Romanzen werden ja nicht mit der Absicht kreiert, uns böswillig einen falschen Glauben zu vermitteln oder uns an überholte Vorstellungen von Liebe zu binden. Im Gegenteil, sie sind gerade Ausdruck genau dieser Sehnsucht, die wahrscheinlich die meisten von uns in sich tragen. Und nur weil es 250.000 Jahre noch nicht so funktioniert hat, muss das nicht heißen, dass es unmöglich für uns ist. Das waren die Mondlandung und Smartphones auch irgendwann mal.

Alles ist möglich. Smartphones galten auch mal als unmöglich

Wir sind so frei wie nie in den westlichen Gesellschaften und es gilt, in dieser Freiheit den Wegweiser und Kompass umso stärker in sich selbst zu finden, denn von außen gibt es kaum noch einen.

Und ich behaupte, wir Frauen haben uns nach all den Diskursen und unter dem Druck der öffentlichen Meinung zu sehr verabschiedet von unserem eigentlichen Wesenskern und sollten uns erlauben, wieder die Mädchenträume hervorzuholen und sie der Welt mit aller Wucht entgegenwerfen.

Wir sollten uns feiern für unser Frausein und radikal jeden verabschieden, der nichts dafür tut, dass wir bekommen, was wir uns wünschen. Wir sollten unseren Körper achten und unser Herz als Heiligtum erkennen, in das nur der Eintritt erhält, der sich ehrlich darum bemüht. Weil wir es wert sind. Und weil wir echte Liebe verdient haben.

Sie möchten uns Ihre Erlebnisse erzählen? Wir freuen uns darauf und veröffentlichen vielleicht als nächstes Ihre Love Story. Hier können Sie uns Ihre Liebesgeschichte senden.

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