Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Egal wie sehr wir es uns wünschen und wie viel Leid wir dadurch unseren Lieblingsmenschen ersparen würden. Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin will sich nicht länger alleine von Schuldgefühlen leiten lassen müssen
Ich weiß endlich wieder, dass ich ohne dich kann, dass ich ohne diese Schmetterlinge leben kann, die du in mir ausgelöst hast, dass ich – auch ohne dich zu sehen – Freude am Leben haben kann und dass ich mich schön machen kann, einfach so, und nicht nur, um dir zu gefallen. Dass ich Dinge erleben kann, tolle Dinge, ohne sie dir berichten zu müssen oder den Drang danach zu haben. Und dass es mir nicht schlecht gehen muss ohne dich in meinem Leben. Dass ich Freude und Spaß an meinem Leben haben kann, auch ohne etwas von dir zu hören, dich zu sehen, dich zu küssen oder dich zu berühren.
Und trotz alledem heißt das nicht, dass ich dich nicht vermisse. Dass ich nicht oft an dich denke und die Stunden die wir zusammen hatten. Es heißt nicht, dass ich keine Schuldgefühle mehr habe. Die habe ich noch, nur weiß ich jetzt, wie ich mit meiner, mit unserer Schuld, leben kann. Die Fehler, die ich in der Vergangenheit begangen habe, gehören zu mir. Sie machen den Menschen aus, der ich heute bin. Ich kann dieser Frau im Spiegel endlich wieder in die Augen schauen.
Ich kann mir im Spiegel wieder in die Augen sehen
Ich habe mich entschieden, mich nicht von den Schuldgefühlen bestimmen zu lassen. Das heißt jedoch nicht, dass mir die Fehler, die ich begangen habe, nicht leid tun. Ich wollte all das, was ich getan hatte, wieder gerade biegen, nur stand das leider nie in meiner Macht. Unsere ganze Geschichte und deren Ausgang standen nie in meiner Macht. Nur habe ich mich damit abgefunden.
Und trotzdem heißt das nicht, dass ich mich nicht frage, wie eine gemeinsame Zukunft ausgesehen hätte. Ob das alles wirklich so verkorkst gewesen wäre oder ob wir uns nicht viel mehr als Vorwürfe und Verachtung hätten geben können. Ob die körperliche Anziehung und die Zuneigung am Ende vielleicht doch gereicht hätten?
Mein rationales Ich hat mittlerweile wieder die Überhand in mir gewonnen. Ich weiß nun, dass wir es nie geschafft hätten. Du wolltest nicht einmal, dass wir es je schaffen. Nicht damals und auch nicht heute und auch in Zukunft nicht. Du warst der Mann, der mich zu einer anderen Frau gemacht hat. Der mir gezeigt hat, dass ich wieder fühlen kann, aber auch, dass ich nicht unfehlbar bin und nicht ganz so gefühlskalt – wie ich immer dachte zu sein.