Der erste Schritt – immer noch Männersache?

Sollten Frauen öfter den „ersten Schritt“ machen? Gastautor Anchu Kögl wirbt für ein neues Verständnis von Weiblichkeit und ein Aufeinandertreffen der Geschlechter auf Augenhöhe

Sollten Frauen öfter Männer ansprechen?

Das Dating ist einer jener Lebensbereiche, in denen sich klassische Rollenbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit am deutlichsten zeigen. So ist uns aus zahlreichen Romanen und Liebesfilmen folgendes Muster wohlbekannt:

Der etwas schüchterne, aber trotzdem mutige Mann erobert die Frau. Er riskiert dabei zwar Ablehnung und steht hin und wieder dumm da. Dennoch ist immer er es, der den aktiven Part übernimmt. Er umgarnt, beeindruckt und verführt. Und letztendlich bekommt er sie, die Dame seiner Träume.

Wie zeitgemäß ist diese Vorstellung heute noch? Möchten selbstbestimmte Frauen wirklich noch erobert werden? Oder sollten sie nicht lieber im Geiste des Feminismus handeln und selbst aktiv werden?

Um jenen Fragen auf den Grund zu gehen, müssen wir uns zunächst einmal anschauen, wie Frauen von heute überhaupt ticken. Dieser Satz mag zunächst etwas komisch klingen – schließlich stammt dieser Artikel von einem Mann. Dennoch dienen die Worte, die ich hier schreibe, dem Ziel, Frauen wirklich zu verstehen. Und deshalb bitte ich, mögliche Unterstellungen gezielten Mansplainings zunächst zurückzuhalten.

Die moderne Frau ist innerlich zerrissen

In der modernen Psychologie ist man sich einig, dass Menschen verschiedene Persönlichkeitsanteile haben. Obwohl wir uns die meiste Zeit über als ein und dieselbe Person betrachten, gibt es diese „eine“ Person im Grunde nicht. Vielmehr besteht jeder Einzelne von uns aus einer ganzen Menge verschiedener „Personen“, die durch einen Körper und einen Geist zusammengehalten werden. Und die irgendwie miteinander klarkommen müssen.

Ein Beispiel

Wenn ich heute Abend durch den Supermarkt gehe, komme ich am Eis-Regal vorbei. Dort erwartet mich eine Auswahl exquisiter Leckereien, von denen ich mir am liebsten alle gönnen würde. Besser gesagt – ein Teil von mir tut das gern. Denn ein anderer sorgt sich um meine Gesundheit. Und dieser Anteil beäugt jede Art unnötigen Zuckerkonsums mit äußerstem Misstrauen.

Auch wenn die obige Situation verhältnismäßig simpel ist, lässt sie sich wunderbar auf die Tiefen der menschlichen Psyche übertragen. Oft erzeugen unsere verschiedenen Persönlichkeitsanteile nämlich äußerst widersprüchliche Bedürfnisse. Und damit eine Art innere Zerrissenheit.

Genau jene innere Zerrissenheit ist es, die vielen Frauen heutzutage einen unkomplizierten Umgang mit Männern erschwert:


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