Unsere anonyme Leserin war bereits verlobt, als eines Tages ihre beste Freundin verschwand. Nur einen Tag später hatte sich ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt
Ich weiß es noch wie gestern. Ich habe ein Online-Spiel gespielt und dabei eine Frau getroffen, mit der ich mich spontan gut verstand. Es dauerte nicht lange, da waren wir unzertrennlich, wie Schwestern. Sie war so etwas wie meine beste Freundin. Kaum zu glauben, dass das schon sechzehn Jahre her ist.
All die Jahre waren wir die besten Freundinnen. Bis sie eine Beziehung einging, mit einer anderen Frau. Klar wusste ich, dass sie auf Frauen steht, aber ich habe mir darüber nicht viele Gedanken gemacht. Ich hatte schließlich selbst immer wieder Beziehungen. Allerdings mit Männern. Der Zuneigung zu ihr stand das nie im Weg. Ich dachte, sie sei glücklich und einfach nur zu beschäftigt, um unsere Freundschaft so intensiv weiterzuführen, wie wir es eigentlich gewöhnt waren.
Als hätte man mir einen wichtigen Teil meiner selbst geraubt
Alle paar Monate tauschten wir ein paar schnelle Nachrichten aus. Ich vermisste sie ganz schrecklich, es war, als hätte man mir einen wichtigen Teil meiner selbst geraubt. Aber mein Leben ging weiter. Vergessen habe ich sie nie, immer wieder an sie gedacht. Ich war unglücklich, bis ich mich nach Jahren des Single-Seins wieder auf einen Mann einließ.
Es passte irgendwie sofort mit uns, wir waren so unglaublich verliebt und ich konnte mir durchaus vorstellen, mein zukünftiges Leben mit ihm zu verbringen. Fast hätte ich ihn auch geheiratet. Aber eine innere Stimme hielt mich davon ab. Etwas stimmte nicht. Ich war mit mir selbst nicht im Reinen, ich war im Ungleichgewicht. So konnte und wollte ich nicht heiraten. Das wäre falsch gewesen. Also zog ich mich zurück, um diesem Ungleichgewicht auf den Grund zu gehen.