Sie werden geliebt, gebraucht und manchmal auch gemieden. Wenn Großeltern ein Teil der Familie sind, ist es meistens eine Bereicherung und ein großes Glück. Sind sie jedoch allzu aktiv und mischen sich immer wieder ungefragt in Erziehungsthemen ein, kann dies für reichlich Zündstoff sorgen, erklärt Melanie Schüler von ElternLeben.de
Großeltern – mal wunderbar, mal supernervig
Vermutlich kennen die meisten Eltern diesen Zwiespalt: Einerseits will man die Großeltern nicht missen. Es ist toll, wenn sie auf die Kinder aufpassen und es erwärmt das Herz, wenn man die Liebe zwischen den Kindern und Oma und Opa sieht.
Oft tut es auch gut, mal mit den eigenen Eltern die eine oder andere Erziehungsfrage zu bequatschen. Doch genau an diesem Punkt kommt es auch zu Konflikten, denn nicht selten sehen die Großeltern bestimmte Themen ganz anders als man selbst. Oder sie verhalten sich, wenn sie auf die Kinder aufpassen, anders, als man selbst es für richtig hält.
Beliebte Beispiele sind Süßigkeiten, Medienkonsum, Kleidung oder Bettgehzeiten. Es nervt, wenn man selbst mit viel Ausdauer bestimmte Regeln durchsetzt, von denen man überzeugt ist und die Großeltern dann einfach alles anders machen.
Oder wenn Oma oder Opa sich ungefragt einmischen und das eigene Erziehungsverhalten kritisieren: „Geh’ doch nicht immer direkt hin, du verwöhnst ihn!“ oder „Jetzt musst du ihn aber bestrafen, sonst lernt er das nicht!“ oder „Pia ist doch viel zu kalt angezogen!“ So lieb man seine Eltern auch hat … In solchen Situationen spüren die meisten von uns ziemlich viel Wut und Widerstand.
Das Kind in uns wehrt sich
Dass wir gerade auf die Einmischung der Großeltern besonders sensibel reagieren, hat oft mit unseren eigenen Kindheitserfahrungen zu tun: Wir haben das, was unsere Eltern so wichtig finden, damals selbst erlebt oder mitmachen müssen und es gehasst. Und uns deswegen fest vorgenommen, es anders zu machen. Die Stimme in uns, die dann so sauer wird, ist oft das Kind von früher, das jetzt wieder deutlich macht, wie sehr diese Ansichten von Erziehung es schon früher genervt oder belastet haben.
Oder aber es ist das erwachsene Ich, das sich von den eigenen Eltern ein Stück weit distanziert hat und bestimmte Dinge nun einmal ganz anders sieht als diese. Wenn die Großeltern diese Überzeugungen infrage stellen, dann wird unser Bedürfnis nach Eltern nicht erfüllt, die unsere Unabhängigkeit anerkennen. Dann haben wir das Gefühl, dass unsere Eltern unsere Überzeugungen und damit auch uns als ebenbürtiges Gegenüber nicht respektieren und immer noch meinen, sie wüssten alles besser und müssten uns belehren. Wir fühlen uns dann also in unserer erwachsenen, selbstbestimmten Identität als Vater oder Mutter angegriffen.