Ich denke beim Sex nicht an ihn: Bin ich eine schlechte Freundin?

Wohl jeder hat beim Sex auch schon einmal an frühere Erlebnisse, einen anderen Partner oder eine erotische Fantasie gedacht. Ist das schlimm? Ist das eine Bedrohung? Beziehungs-Coach Melanie Mittermaier macht sich ehrliche Gedanken über eine ganz normale Sache

Ich sehe zwei blaue Augen und versinke darin. Diese Augen mit den Lachfältchen drumrum lassen mein Herz höher schlagen. Er grinst über das ganze Gesicht, so sehr freut er sich, mich zu sehen. „Boah, er sieht zum Anbeißen aus!“, denke ich und hoffe, er findet mich auch schön.

Er ist so unglaublich sexy!

Wir quatschen, lachen, berühren uns am Arm und rutschen immer näher zusammen. Irgendwann wird sein Blick ernster und die Luft fängt an zu knistern. Seine Hände streichen mir eine Strähne hinters Ohr, er nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich so leidenschaftlich, dass mir schwindelig wird.

Als er seine Augen wieder öffnet, sehe ich ein Begehren, welches genau mich meint. Ich sehe, wie sehr er sich nach mir sehnt. Nach meiner Berührung, nach meiner Haut, nach meiner Lust. Er hat nichts vergessen, was einmal zwischen uns war. Obwohl seit unserem letzten Treffen mehr als 20 Jahre vergangen sind.

Er zieht mich fest an sich, so dass ich seine Erregung an meiner Hüfte fühlen kann. „Lass uns gehen“, flüstert er mir ins Ohr und uns beiden ist klar, wohin das führt. „Gott was habe ich dich vermisst! In all den Jahren habe ich so oft an dich gedacht und mir so sehr eine Nacht mit dir gewünscht. Ich kann es nicht glauben, dass du jetzt hier bist!“

Was für ein Mann!

Er drückt mich an die Wand und küsst mich wieder. Fordernd und lustvoll. Mein ganzer Körper vibriert, so heftig fühle ich das Verlangen zwischen uns. Kleider fallen, wir verschmelzen ineinander, schwitzen, atmen und treiben uns gegenseitig in den Wahnsinn.

„Pling!“ Die Klangschale reißt mich aus meiner Fantasie. Huch! Ich habe nicht mehr bemerkt, wo ich war und wie die Zeit verflog. Was bisher die Erlösung aus einer mir endlos erscheinenden Meditation war, ist jetzt wie ein Coitus Interruptus. Hoffentlich sieht mir keiner an, worüber ich gerade meditiert habe.

Beim Mittagessen analysiere ich, was da gerade passiert ist. Ich liebe es, mein Gehirn zu erforschen und finde es höchst interessant, wie es arbeitet.


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