Wann – und wie – sollte Mama den Kindern nach einer Scheidung ihren neuen Partner vorstellen? beziehungsweise-Autorin Stefanie Wilke über große Liebe, peinliche Szenen am Frühstückstisch und erfolgreiche Patchwork-Familien
Es mag an meiner Vorgeschichte liegen. Meine Mutter war sehr früh, mit 27 Jahren, verwitwet und ich habe sie als Kind und Teenager bei ihren Versuchen erlebt, eine neue Beziehung zu etablieren. Ich kann mich deutlich an einige Szenen erinnern. Aber noch deutlicher an das irritierende Gefühl, wenn die Erwachsenen etwas vor uns Kindern inszenieren wollten. Mich hat das immer verstört, meine Mutter und ihr Verhalten waren mir unangenehm.
Auch deshalb bin ich heute, als reife Frau und Mutter, für wohl überlegte Botschaften, wenn es etwas Neues von Bedeutung im Familienkreis zu berichten gibt. Dazu zählt auch, dass ich rein gar nichts davon halte, Kindern, egal welchen Alters, den neuen Partner nach nur wenigen Wochen spontan am Frühstückstisch zu servieren. Etwa nach dem Motto: „Liebe Kinder, hört mal her, ich möchte euch jemand vorstellen.“ (Mutter steht das Leuchten der gelebten Erotik im Gesicht.) Es gibt für mich nur einen Kommentar zu so einer Szene oder ähnlichen: eine Herausforderung! Für die Kinder. Für alle Beteiligten.
Wenn Mama das Leuchten der gelebten Erotik im Gesicht steht
Ein neuer Partner setzt ja voraus, dass es auch den Vorgänger oder die Vorgängerin gibt, überwiegend sind das die Eltern. Und das sollten sie auch bleiben, jedenfalls für ihre Kinder. Die sind meist noch mit der Trennung der Eltern, also dem Auseinanderbrechen der Familie beschäftigt. Im besten Fall werden sie von den angespannten Eltern nicht instrumentalisiert und können so die Trennung einordnen und vielleicht verwinden. Wenn in so einer langwierigen und fragilen Phase ein neuer Mensch mit an den Familientisch und oft auch ins Bett gelassen wird ist Fingerspitzengefühl gefordert. Jeder läuft nun buchstäblich auf rohen Eiern.