Männer und ihre Emotionen. Bis heute absolut kein Selbstläufer. Vielen Männern fällt es noch schwer, ihre Gefühle offen zu zeigen. Und was für Männer gilt, trifft naturbedingt auch auf Väter zu
Ganz anders ein dreijähriger Junge, der während eines Trotzanfalls einen ganzen Supermarkt zusammenschreit und um sich tritt, weil Mama und Papa das heißgeliebte Ü-Ei nicht kaufen wollen. Da verwundert es schon, dass dieser Junge eventuell als erwachsener Mann seine Emotionen nicht (mehr) zeigt.
Warum können Männer oft keine Gefühle mehr äußern?
Vielen dieser emotionsreduzierten Männer wurde das Zeigen und Erleben von Gefühlen in der eigenen Kindheit „abtrainiert“. Wer als Junge immer wieder Sätze wie „Mach nicht so ein Mädchengesicht“, „Jungs weinen nicht“, „Sei keine Heulsuse“ oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ von seinen Eltern hört, bekommt signalisiert, dass Emotionen ein Zeichen von Schwäche sind.
Sanktionieren Eltern darüber hinaus noch Emotionen wie Unsicherheit oder Angst, lernen Jungen schon in sehr jungen Jahren, ihre Gefühle zu unterdrücken. Oft ist das Vermeiden von Gefühlsäußerungen dann auch ein Selbstschutz. Zu groß ist die Angst vor negativen Auswirkungen.
Jedes Kind orientiert sich an den vorgelebten Gefühlen seiner Eltern. Zeigt im Laufe der ersten Lebensjahre „nur“ die Mutter emotionales Verhalten, wird den Kindern signalisiert, Gefühle sind unmännlich. Söhnen wird es ohne einen emotionalen Vater schwerfallen, Gefühle zu äußern bzw. zu zeigen. Väter haben somit einen entscheidenden Anteil daran, ob und wie ihre Söhne später mit Emotionen umgehen.
Zeigen Väter ihren Kindern keine Emotionen, besteht außerdem die Gefahr, dass deren Söhne und Töchter ihren Papa als einen unnahbaren und gefühlskalten Menschen wahrnehmen. Schutz und Geborgenheit werden sie bei ihrem Vater eher nicht suchen.
Aber wie lernen Kinder überhaupt, Emotionen zu zeigen?
In den ersten sechs Lebensjahren lernen Kinder, ihre Emotionen durch Gestik, Mimik und Laute auszudrücken. In den ersten Monaten hauptsächlich durch Weinen, Schreien und Lachen. Ein Beispiel: Ein Kind liegt auf der Krabbeldecke und möchte einen Ball greifen, der ihm aber immer wieder aus der Hand rutscht. Nach dem dritten oder vierten Versuch fängt der Säugling an zu weinen.
Hier kommen Sie als Vater ins Spiel! Nutzen Sie die Gefühlsäußerung Ihres Kindes und geben Sie mit Sätzen wie „Du ärgerst dich, dass du den Ball nicht bekommen kannst, oder?“ der Emotion einen Namen. Auch wenn Ihr Kind zu diesem Zeitpunkt noch nicht sprechen kann, dank Ihres Emotions-Supports kann Ihr Kind ab dem dritten oder vierten Lebensjahr eigene Gefühle unterscheiden und seine Emotionen nach und nach in Worte fassen.
Weiteres Beispiel: Sie sind live dabei, wie sich Ihr Kind zum ersten Mal vom Bauch auf den Rücken dreht. Sie freuen sich, strahlen Ihr Kind an und klatschen vor Freude in die Hände. Durch Ihre emotionale Reaktion lernt Ihr Kind: Ich habe etwas Tolles geschafft, das fühlt sich gut an und eine Wiederholung lohnt sich!