Ein Gefühlssturm aus Abwertung, Verachtung und sogar Hass: beziehungsweise-Autor Leonard Anders geriet an eine Frau, die mit ihrem Ex-Partner noch nicht abgeschlossen hatte
Eigentlich kann ich mich freuen und auch irgendwo dankbar sein, dass ich kürzlich wieder diese Erfahrung gemacht habe. Ich habe mit einer Frau geschrieben, die mir optisch zusagte, der ich optisch zusagte, wo die Chemie scheinbar stimmte, obwohl wir beinahe 1000 km auseinander wohnen. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass es passen könnte, dann gibt es für mich keine unüberwindbaren Hindernisse.
Bis wir auf das Thema Ex-Partner zu sprechen kamen. Und da ging es los. Ihr Ex sei das größte Arschloch, ein Psycho, ein Vollblutnarzisst, an den sie nicht herankäme, der total undankbar wäre und der sie nur manipuliert habe.
Schlagartig schossen mir die Tränen ins Gesicht und ein Gefühl zwischen Traurigkeit und Hilflosigkeit überkam mich. Ich fühlte einerseits ihren Schmerz, aber noch mehr spüre ich ihren Hass, ihren Zorn; im Grunde genommen das, was ich bis vor einiger Zeit selbst noch gefühlt habe, wenn eine Beziehung endete. Nur habe ich danach niemals ein schlechtes Wort über meine Partnerinnen verloren. Für mich gilt, wen ich mal liebte, kann ich nicht hassen, auch wenn ich zutiefst verletzt bin.
Meine Reaktion auf die Frau, die so derbe über ihren Ex-Freund abkotzte: Ich fühlte ihren Schmerz, wollte ihn aber nicht haben. Ich teilte ihr meine Gefühle mit. Ich erzählte ihr von meiner Traurigkeit und was das, was sie schrieb, bei mir auslöste. Anschließend wünschte ich ihr alles Gute und brach den Kontakt ab.
Was will ich damit sagen? Verurteile ich Menschen, die andere als ihren seelischen Mülleimer benutzen? NEIN. Aber für ein weiteres und näheres Kennenlernen geht die Attraktivität verloren. Früher noch hätte ich alles dafür getan, um ihre Beachtung zu bekommen. Doch musste ich in diesem Falle für mich sorgen und mich abgrenzen, was ich getan habe.