Sie hatten alles, aber es schien nicht zu reichen. Eine traurige und berührende Geschichte vom mehr wollen und das Gute verlieren von einer anonymen beziehungsweise-Leserin
Es war einer der besonders hässlichen Tage im Winter, an dem man sich voller Selbstmitleid in seine riesige Bettdecke rollt und die Punkte an den Wänden zählt. Passiv zurückziehen und irgendwie auf irgendwas warten. Einer der Tage, an dem man das ewige Single-Dasein wohl ziemlich satt hat. Keine Lust auf Tinder, keine Lust auf langweiligen Smalltalk à la: „Was machst du gerade?“
Na ja, vielleicht lag es rückblickend auch nicht an den Fragen. Wahrscheinlich war es mir zu mühsam, die langweilige Wahrheit über den Gipfel meines unzufriedenen Ichs preiszugeben. Zu viel Realität, sogar für mich. Zu viel verzweifelte Einsamkeit. Wer will das schon hören?
Mein Handy klingelte. „Na, Lust heute vorbeizukommen?“, fragte mich ein Freund aus längst vergessenen Jugendzeiten. Ich legte das Handy zur Seite, schnaufte und rollte mich wieder ein. Zwei Stunden später, selber von mir überrascht, stand ich tatsächlich an der Bushaltestelle. Mir war kalt und ich hatte immer noch keine Lust. Aber jetzt war es zu spät. Jetzt musste ich meine Suppe wohl auslöffeln. Smalltalk. Nett grinsen. Und wieder gehen. Das habe ich mir vorgenommen. Der gute Vorsatz. Aus all dem wurde natürlich nichts.
Innerhalb eines Abends wandelte sich meine Unzufriedenheit in vollkommene Zufriedenheit. Ich mochte deine Art zu reden. Deine lockigen, naturfarbenen Haare. Deine charmante Unsicherheit. Kurze Zeit später wurden wir ein Paar. Du und ich. Aus Zwei mach Eins. Endlich die Abende nicht mehr allein verbringen. Sondern zu zweit. Eingerollt in einer Bettdecke. Endlich jemanden haben, bei dem man auf die Frage „Was machst du gerade?“ gerne antwortet. Und vor allen Dingen endlich jemanden haben, mit dem man das schönste Gefühl der Welt teilen kann.