Nicht draußen im Dunkeln – wenn Frauen Opfer von Gewalt werden, passiert es meist zuhause. Die Täter sind die, von denen man es zuletzt erwartet: die eigenen Partner. Warum? Von beziehungsweise-Autorin Simone Deckner
Erst neulich bin ich wieder darüber gestolpert. In roten Großbuchstaben stand es da: „Beziehungs-Drama!“ Das klang nach wütenden Szenen, vielleicht nach Tellern und Tassen, die durch die Gegend fliegen. Wonach es überhaupt nicht klang: Nach dem, was tatsächlich passiert war. Eine Frau war getötet worden. Getötet durch die Hand ihres eigenen Partners. „Beziehungs-Drama“? Was für eine grausame Verharmlosung!
Kriminalstatistiken sprechen seit Jahren eine andere, weitaus deutlichere Sprache: Im Jahr 2016 wurden 149 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner umgebracht, meldet das Bundeskriminalamt. In der gleichen Zeit starben 15 Männer durch die Hand ihrer (Ex-)Partnerin. „Würde man jedes Mal ‚Frauenmord‘ schreiben, dann wäre wohl deutlicher, dass in Deutschland alle drei Tage eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet wird“, konkretisiert die taz die Zahlen.
Dabei sind diese nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs: 82 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt sind Frauen. Und: Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der weiblichen Gewaltopfer leben mit dem Täter unter einem Dach zusammen. Die eigene Wohnung ist statistisch gesehen also weitaus gefährlicher als der Park oder der dunkle Tunnel. Der Täter ist eben nur selten der Unbekannte, der im Gebüsch lauert. Es ist fast immer der Mann, der einem am nächsten steht oder einst stand: der Partner, der Geliebte, der Freund, der Ehemann.
Wenn sie sich trennen will, rastet er aus
Die Soziologin Monika Schröttle forscht seit Jahren zum Thema Gewalt gegen Frauen. Sie sagt, dass Männer, die körperliche Gewalt gegen Frauen ausüben, vorher oft auch psychisch gewalttätig werden: „Die Frau wird runter gemacht. Sie fühlt sich zunehmend klein und schlecht“, so Schröttle in der Süddeutschen Zeitung.