Wenn sich meine Freundin über etwas ärgert, sagt sie das laut und deutlich und immer. Bei mir ist das anders, ich melde ich nur selten, wenn mich etwas stört. Aber ist das so gut? Wie viel kann oder sollte man in einer Partnerschaft runterschlucken – eine Beziehungsanalyse.
Seit zwei Jahren sind wir ein Paar, wohnen zusammen, arbeiten zusammen und sind uns bei den meisten Dingen sehr ähnlich. Wir haben denselben Geschmack, sowohl beim Essen, bei Musik, als auch beim Einrichten unserer Wohnung. Kurzum, wir sind uns im alltäglichen Leben meistens einig. Kommt es allerdings doch mal zu Unstimmigkeiten, sind wir bei deren Bewältigung grundverschieden.
Kommen wir zu einer Verabredung zu spät, hält meine Freundin mir einen Vortrag, wie das zu verhindern gewesen wäre. Ein wichtiger Termin wird vergessen und meine Freundin ärgert sich ausgiebig nach allen Regeln der Kunst. Wir sind in einer Sache unterschiedlicher Meinung, meine Freundin möchte das Thema bis zum Schluss durchdiskutieren. Mich strengt das an.
Ich würde von mir behaupten, dass mich nur selten etwas aus der Ruhe bringt. Oft wird mir vorgeworfen, dass mir vieles einfach egal sei, das stimmt aber nicht. Ich denke, ich habe einfach häufig einen anderen Blick auf bestimmte Dinge und wenn mal etwas gründlich schief läuft, ärgere ich mich zwar, aber es ist für mich noch lang kein Weltuntergang. Meine Freundin strengt es an, wenn sie die Dinge, die sie stören, nicht sagen kann. Aber wer muss jetzt Rücksicht auf wen nehmen und kann ich überhaupt verlangen, dass sie öfter ihren Ärger runterschluckt?
Körperliche Auswirkungen der Wut
Im Volksmund heißt es, man soll Wut nicht schlucken – das gibt Magengeschwüre. Wahr ist das allerdings nur bedingt. Dauerhaft verdrängter Ärger führt zu schlechter Laune, Gereiztheit und kann im schlimmsten Fall zu einem Tobsuchtsanfall führen. Regt man sich aber täglich lautstark über dies und jenes auf, steigt der Blutdruck, Muskeln verkrampfen sich dauerhaft und es kann zu Schlaf- und Verdauungsproblemen kommen. Tatsächlich hat man in den letzten Jahren vermehrt herausgefunden, dass Menschen, die sich häufig abreagieren müssen, eine geringere Lebenserwartung haben als Menschen, die Ärger für sich behalten.
Die 3 SOS-Tipps bei einem bevorstehenden Wutausbruch sind:
- Lächeln: wirkt selbst, wenn man sich dazu zwingen muss.
- Atmen: Drei, vier Mal hintereinander tief ein- und ausatmen, beruhigt den Puls und löst beklemmende Gefühle in Brust und Magen.
- Bewegen: 20 Minuten spazieren reicht schon, das baut Stress-Hormone ab und löst verspannte Muskeln.