The Big Love Theory: Der Code der Liebe

Eigentlich muss es doch auch für die Liebe einen Algorithmus geben. Den lernen Sie kennen, wenn Sie diesen Film schauen

Dafür haben wir eine herzerwärmende Film-Doku für Sie: In „Love & Engineering“ versucht eine Gruppe finnischer IT-Nerds den Code der Liebe zu knacken – natürlich nicht ganz uneigennützig, denn eine Beziehung hat – bisher – nur einer von ihnen. Das finden Sie so spannend wie wir? Dann lesen Sie weiter, denn wir verlosen 10 Video-on-Demand-Freizugänge dieses ungewöhnlichen Films über die Liebe.

Wie erobert man eine Frau, wenn man bisher absolut keine Erfahrung mit dem anderen Geschlecht gesammelt hat? Diese Frage stellen sich vier finnische IT-Nerds und gehen das “Problem” auf ihre Weise an: streng methodisch und wissenschaftlich. Da werden Kategorien und Phasen einer Verführung in ein komplexes Modell übertragen, das am Ende DEN Algorithmus zur erfolgreichen Verführung liefern soll. Und bevor die Theorie im Feld erprobt, sprich validiert, wird, müssen natürlich umfangreiche Laborexperimente durchgeführt werden – denn „science rocks“!

Welche Gerüche ziehen Frauen an, welche stoßen sie ab? Gibt es Witze, mit denen man(n) direkt das Begehren einer Frau weckt? Mit Hilfe eines Eye-Trackers analysieren die liebeshungrigen Studenten sogar die Augenbewegungen von Frauen beim Betrachten eines Fotos und stellen erstaunt fest, dass sich diese gar nicht für das stolz zur Schau gestellte Uni-Diplom interessieren, sondern mehr für die Form der Augenbrauen…

Was sich nach herrlicher Hollywood-Komödie und The Big Bang Theory 2.0 anhört, ist tatsächlich ein Dokumentarfilm, der letztes Jahr sehr erfolgreich auf vielen Festivals lief. Zwei Jahre lang begleitete der bulgarisch-finnische Filmemacher Tonislav Hristov seine Helden auf ihrer Suche nach der Liebe. Herausgekommen ist ein faszinierender Hybrid, der sich nicht in die üblichen Kategorien pressen lässt.

Hat man nach den Anfangsszenen noch den Eindruck, dass da mächtig dick Klischees vom stotternden, soziophob-schizoiden IT-Nerd mit Hornbrille und geradem, allzu-bravem Pony aufgefahren werden, reißt der Film doch schon sehr bald mit. Gerade aufgrund seiner in Liebesdingen so ganz und gar unbeholfenen Protagonisten. Es ist nicht Mitleid oder gar Schadenfreude, die uns mit diesem Grüppchen unerfahrener Casanovas-in-spe mitfiebern lässt, sondern vielmehr das Allgemeinmenschliche, das, was wir wohl alle schon einmal erlebt haben. Die Suche nach Liebe, das auf Vereinigung drängende Begehren irgendwo da tief in uns, das sich dann aber an der harten Schule namens Leben abreibt, welche gespickt ist mit Zurückweisungen, Fehlern, Peinlichkeiten und Erfahrungen, die uns im besten Fall, am Ende und nach langem Kampf in die Arme unserer (größten) Liebe führen.

“Und was ist mit Schach?” – “Ich spiele nur Backgammon.”

Die besten Geschichten schreibt das echte Leben. Grandios ein Blind-Date, bei dem die Jungs in Echtzeit über einen Knopf im Ohr aus dem „Love Engineering Headquarter“ Tipps für die Wahl des richtigen Gerichts und Drinks zugeflüstert bekommen. Oder ein Date, bei dem einer der vier Love Scientists seiner Angebeteten mangels alternativer Gesprächsthemen von einem neuen Computerspiel vorschwärmt, um sich anschließend mit ihr verschüchtert über Schach und Backgammon zu unterhalten…

Die Liebe ist der Algorithmus

Am Ende wird’s dann sehr rührselig und, na klar, es werden doch einmal alle Klischees aufgefahren. Einer der verkopften Nerds erkennt, dass das Herz, das Gefühl, vielleicht doch wichtiger sein könnte als Pheromone, neurolinguistisches Programmieren und eindeutige, modellgemäße Handlungsvorschriften, sprich: als jeder eindeutig zur Lösung des „Problems“ („Ich habe keine Freundin, will aber eine“) führender Algorithmus. So heißt es denn abschließend: „Die Liebe selbst ist der Algorithmus“. Und als Zuschauer weiß man spätestens jetzt: Es hat sich etwas gewandelt im Hirn und Herz der Helden. Sie sind erwachsen geworden, nicht mehr bloß ein „Verstand in Männergestalt“, der weiß, wie man ein Smartphone repariert und eine Differenzialgleichung auflöst. Es ist der Sieg der kleinen Schritte und des Trial-and-Error über die vollständige Berechenbarkeit des Begehrens und der Liebe. Ein wenig Chaos, Alpha-Fehler und „human factor“ wird uns eben immer bleiben. Mensch, ein Glück!

"Love & Engineering"
Veröffentlichung (Video on Demand): 23. Februar 2015
Dokumentation (D/FI/BU), ca. 80 Minuten 
Regie: Tonislav Hristov
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