Es fängt schon mit der Entscheidung für die richtige Geburtsklinik an. Oder vielleicht doch lieber ein Geburtshaus? Mit einem Kind kommen zu den ohnehin schon vielen Wahlmöglichkeiten noch dutzende neue dazu. Wie man trotzdem locker bleibt und einfach mal macht, statt ständig hin und her zu überlegen, lesen Sie in diesem Artikel
1001 Entscheidungen
Als ich mit unserem ersten Kind schwanger war, haben wir ausgedehnte Pilgeraktivitäten zu den verschiedensten Geburtsstätten entwickelt. Das dies nicht unüblich ist, zeigte die Tatsache, dass wir in jedem Haus den gleichen Gesichtern mit darunter immer dicker werden Bäuchen begegneten. Wir haben uns alle (und in einer Großstadt wie Hamburg heißt das sehr viele) möglichen Gebärhäuser, die man für die Niederkunft wählen kann, angeschaut, an Informationsabenden teilgenommen und mein Mann konnte mich gerade noch davon abhalten, eine Übersichtstabelle mit Vor- und Nachteilen der jeweiligen Geburtsklinik anzulegen. Letztlich waren all diese Aktivitäten und Überlegungen umsonst, denn unser Sohn dachte gar nicht daran, sich in Richtung Geburtskanal zu bewegen und lag einfach mal falsch herum in meinem Bauch. Das reduzierte die in Frage kommende Anzahl der Kliniken auf genau eine. Damit war der Fall entschieden. Beim zweiten Kind sind wir dann einfach bei dieser Klinik geblieben, ist ja beim ersten gut gegangen, dann wird es schon auch beim zweiten die richtige Wahl sein. Wie erleichternd es war, mal nicht abwägen, hin und her und für und wider überlegen zu müssen!
Die Sache mit der Wahl der richtigen Geburtsklinik ist erst (der im Nachhinein fast lächerlich einfach erscheinende) Beginn einer sehr langen Folge von Entscheidungen, die wir für unser Kind treffen müssen. Tatsächlich werden es immer mehr und immer wichtigere Entscheidungen: Stillen mit Zufütterung oder nicht, Schnuller ja oder nein, Babymassage oder PEKIP oder DELPHI oder alles, startet die Beikostfütterung mit Möhre oder Pastinake oder besser gar nicht füttern, sondern lieber nach der Methode „Baby-led weaning“ das Kind von der Brust und an den Familientisch bekommen? Und dann erst die ganz großen Themen: Krippe oder nicht? Oder besser doch zur Tagesmutter? Und in welchem Alter? Welche Kita ist die richtige und wie geht es in welcher Schule weiter?
Die eine und einzig richtige Entscheidung gibt es nicht
Tagtäglich treffen wir unzählige kleinere und größere Entscheidungen. Das tun wir mit und ohne Kinder. Der Unterschied ist, dass wir für jemanden, der es (noch) nicht allein kann, entscheiden und damit gewissermaßen sein Schicksal in unseren Händen liegt. Wie könnte es nicht wichtig sein, auf welche Schule mein Kind geht, es wird möglicherweise sein ganzes weiteres Leben bestimmen? Glauben wir jedenfalls. Wir denken, dass wir mit der „richtigen“ Entscheidung alles im Griff haben und nur so alles gut werden kann. Im Grunde sind wir uns aber nicht einmal darüber sicher. Denn, oh Schreck, was könnte noch alles passieren, worauf wir keinen Einfluss haben?! Aber wenn uns die so erhoffte „richtige“ Entscheidung schon nicht in absoluter Sicherheit wiegen kann, die vermeintlich „falsche“ tut es ganz sicher nicht und wird unser Kind in das absolute Elend stürzen. Oder etwa nicht?
Ganz im Ernst, wenn wir uns so unter Druck setzten, macht uns das am Ende völlig wirr und wir können aus lauter Angst, die falsche Entscheidung zu treffen, gar nichts mehr entscheiden. Das ist das Einzige, was wirklich schlimm wäre.
Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, Sie können DIE EINE, DIE EINZIG richtige Entscheidung für Ihr Kind treffen! Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass, wenn diese Entscheidung einmal getroffen ist, alles gut ist! Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, alles im Griff zu haben!
Wenn Sie das beherzigen, sind Sie auf einem guten Weg.