Unsere Liebe ist gut. Und das ist mir gut genug

Wer gibt sich denn schon mit „gut“ zufrieden, mal ehrlich? Leider viel zu wenige. Das gilt auch für Beziehungen. Unsere Redakteurin plädiert dafür, eine gesunde Prise Realismus in die Partnerschaft zu streuen und sich ruhig auch mal schneller mit einem Ottonormalverbraucher-Liebesleben zufrieden zu geben

„Und, wie läuft es bei euch?“ fragt mich meine gute Bekannte Franziska. „Gut soweit“, antworte ich. „Passt alles. Sind grad ziemlich im Umzugsstress, aber wir wuppen das schon irgendwie.“ Diese Einschätzung meine ich ganz aufrichtig. Ich kann nicht von romantischen Candlelight-Dinnern oder prickelnden Abenteuern berichten, aber auch nicht von hinterhältiger Untreue oder bösartigen Streitereien. Und das scheint für viele ein Manko zu sein. Ich ernte Stirnrunzeln: „Ist echt alles okay bei euch?“ hakt Sabrina nach. „Ja, sagte ich doch. Alles gut. Echt.“

Warum ist eine „gute“ Partnerschaft in den Augen vieler Menschen nicht „gut genug“?

Und schon komme ich ins Grübeln. Hat sie vielleicht recht, liegt doch irgendetwas im Argen? Sollte nicht viel mehr Konfetti in unserer Partnerschaft sein? Wirkt unsere Partnerschaft unspektakulär? Sind wir öde, langweilig, eingestaubt? Haben wir nicht etwas viel Besseres verdient? Und sind einfach zu bequem geworden, uns auf die Suche zu machen?

Respekt, Liebe, Zuneigung, freundschaftliches Miteinander. Dazu Vertrauen und Commitment. Das haben wir. Klingt konservativ und irgendwie auch banal. Ist aber laut Beziehungsforscher John Gottman das, worauf es ankommt, damit die Liebe hält.

All diese Eigenschaften haben etwas gemein: Sie würdigen den Partner, so wie er ist, und wollen für ihn das Beste. Der Fokus ist nicht darauf gerichtet, was besser, anders, toller sein könnte. Sondern darauf, das anzunehmen, was ist. Den anderen zu akzeptieren. Die Liebe mit allen kleinen Höhen und vielen Tiefen anzunehmen. Und zu sehen, dass es so total okay, eben „gut“ ist.


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