Letzte Woche fragte ich meinen Partner aus Spaß, ob er eigentlich Geheimnisse vor mir hat. Als es darauf mit einem „Ja, klar!“ antwortete, das nicht einmal zögerlich, sondern vollkommen selbstverständlich daherkam, entwickelte sich hieraus jedoch schnell eine Grundsatzdiskussion darüber, wie viele Geheimnisse man in einer Beziehung haben darf bzw. haben sollte
Alles über eine andere Person wissen zu können, ist zweifelsohne eine utopische Vorstellung. Jeder hat in seiner Vergangenheit viel mehr erlebt, als er jemals detailliert erzählen kann. Zudem verbringt man auf der Arbeit, bei einem Treffen mit Freunden etc. täglich mehrere Stunden ohne seinen Partner, in denen man immer wieder allein neue Dinge erlebt. Und selbst dann, wenn man sich jeden Abend gegenseitig von seinem Tag berichtet, kann man stets nur eine Zusammenfassung und nicht jede Einzelheit wiedergeben. Zudem besteht bereits hier die Möglichkeit, bestimmte Begebenheiten mit Absicht nicht zu erwähnen. Das kann zum Beispiel ein Flirt mit dem süßen Barista sein oder die Plauderei mit der besten Freundin, bei der man sich mal wieder über einen Verwandten des Partners beklagte.
Im Endeffekt ist es wohl auch in Ordnung, diese Geschehnisse in seiner Erzählung nicht zu erwähnen, solang sie keine große Bedeutung haben. Eine Thematisierung würde sie in diesem Fall größer und wichtiger erscheinen lassen, als sie sind, und den Liebsten womöglich unnötig beunruhigen. Wenn mein Freund ab und zu fremden Frauen nachschaut, finde ich das auch okay. Allerdings kann ich gut darauf verzichten, dass er mir dies jedes Mal mitteilt.