Die Wahrheit ist nicht immer so schlimm, wie man denkt. beziehungsweise-Autorin Christiane Mieth hat sich getraut, ehrlich zu sein – und wurde dafür reich belohnt
Ich stehe in der Küche und bereite betont langsam das Abendessen vor. Wir sind heute bei mir, mein Freund ist gerade von der Arbeit gekommen. Anderthalb Stunden Fahrt, um bei mir zu sein. Ich bin ihm dankbar, dass er das tut. Denn welche Alternativen gibt es schon? Entweder wir sehen uns nur am Wochenende oder ich fahre anderthalb Stunden mit der Bahn. Oder eben… Ich seufze und schneide die Gurken langsam in kleine, gleichförmige Scheiben. Ich habe Angst vor dem Abendessen. Wenn wir wieder nur schweigend vor uns her mümmeln. Denn seit Wochen ist da schon dieser Elefant im Raum.
„Schatz, was hältst du davon, wenn wir zusammenziehen?“, fragte mich mein Freund sanft, während er mich im Arm hielt und über mein Haar strich. Ich fürchtete mich vor dieser Frage, weil ich wusste, sie würde irgendwann kommen. Ich wollte diesen Moment herauszögern und ging allen Andeutungen von ihm in diese Richtung aus dem Weg.
Ich war weit davon entfernt, bereit für eine nächste Pärchenwohnung zu sein. Schon zwei Mal hatte ich mit einem Ex-Freund zusammengewohnt und beide Male ging es durch die Nähe kaputt. Ich hatte Angst, dass uns das auch passiert. Schließlich waren wir perfekt, so wie wir waren. Warum etwas ändern? Aber nun war der Moment da und ich konnte nicht ausweichen. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also entschied ich mich für das Dümmste überhaupt: Weglaufen. Ich stand auf mit dem Vorwand, aufs Klo zu müssen. Und seitdem ist da dieser Elefant.
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