Der Trend zum 3. Kind

Die Geburtenrate steigt. 2016 bekam eine Frau in Deutschland im Durchschnitt 1,59 Kinder. Der höchste Wert seit 1973. Außerdem gibt es immer mehr Familien mit drei Kindern. Scheinbar. Oder zeigt das auch die Statistik? Und ist dies nur ein Phänomen der ganz oberen und ganz unteren Schichten oder haben wir einfach mehr Mut und die Nase voll von der „Zwei-Kind-Norm“?

Meine Freundin hat drei Jungs. Herzogin Kate bekommt bald ihr drittes Kind. Und bei Kim Kardashian und Kanye West hat eine Leihmutter den dritten Familienzuwachs ausgetragen. Wenn ich ehrlich bin, und mein Mann und ich einfach früher mit dieser ganzen Kindersache angefangen hätten, wir hätten uns wohl auch noch ein Drittkind zugelegt. Leider sind wir zu spät dran und es wird so schon schwer genug, in der Grundschule nicht als „Oma von“ angesprochen zu werden.

Aber generell macht Kinderbekommen Lust darauf, noch mehr Kinder zu bekommen. Es ist ein bisschen wie mit Chips, haste einmal angefangen, kannste nicht mehr aufhören, weil’s so toll ist. Ein Kind zu haben ist wunderbar. Viele Kinder noch wunderbarer. Finde ich und offenbar auch immer mehr Deutsche. Und das ganz sicher nicht, weil es politisch in der einen oder anderen Ecke en vogue ist „mehr Kinder braucht das Land“ zu rufen.

Einzelfallbetrachtung

Haben wir unsere Vorurteile gegenüber Großfamilien über Bord geworfen oder was ist passiert, dass es sich so anfühlt, als ob sich alle um einen herum mit dem Wunsch nach einem dritten Kind beschäftigen? Schaut man sich auf dem Parkplatz vor unserem Kindergarten um, wer und vor allem wie viele kleine Leute da aus Minivans, SUVs und Kombis krabbeln, da kann von Kindermangel nicht die Rede sein. Gut, wir wohnen am Stadtrand, direkt am Ortsausgangsschild mit Blick auf Rehe und Wald. Davon, dass wir in der zweitgrößten deutschen Stadt leben, ist nicht viel zu merken. Spannend war es trotzdem im Kita-Büro mal nachzufragen. Ich habe sozusagen eine Einzelfallanalyse gemacht, was zwar in der Soziologie verpönt, in der Medizin aber durchaus üblich ist. Wie auch immer, illustrativ ist es allemal.

Tatsache in unserer kleinen Welt ist, dass von den 68 Familien, die ihre Kinder in den Kindergarten bringen, genau die Hälfte zwei Kinder haben, ein gutes Viertel ein Kind und ein knappes Viertel drei Kinder. Mit Blick auf den Bundesdurchschnitt sind das wirklich grandios viele Familien mit drei Kindern und somit hat mich mein Gefühl nicht getäuscht.

Gesamtstatistisch

Gesamtstatistisch ist die Lage etwas unübersichtlicher. Als ich diesen Text zu schreiben begann, dachte ich, eine kleine Google-Recherche und die Zahlen zu drei Kindern springen mir nur so entgegen. Pustekuchen. Es gibt zwar viele Artikel über dieses Thema, aber alle ohne haltbare Zahlen. Die meisten offiziellen Statistiken zur Anzahl der Kinder in Familien hören leider ab drei auf genauer zu zählen, da gibt es nur die zusammenfassende Kategorie „drei und mehr Kinder“. Was einigermaßen erstaunlich ist, hört man doch gesellschaftlich und politisch immer wieder, dass Deutschland ein Problem mit dem Nachwuchs hat. Was liegt da näher, als sich erst einmal mit den genauen Fakten zu beschäftigen.


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