Sie sagte ja, trotzdem heiratete er eine andere Frau. Unsere anonyme Autorin verabschiedet sich von der Liebe ihres Lebens und blickt voller Schmerz und Wehmut zurück auf acht wundervolle Jahre
Es ist spätabends und ich liege in deinem alten Bett in dem Haus deiner Großeltern. In dem gleichen Bett, in dem wir gemeinsam lagen, als du mich das erste Mal mit in deine Heimat genommen hast. Es sieht alles noch genauso aus wie vor fast zehn Jahren. Die gleichen Schränke, dieselbe schiefe Decke mit der roten Lampe, die einen Schatten wirft, der wie ein Unendlichkeitszeichen aussieht.
Nur, dass du nicht neben mir liegst und auch nie wieder in diesem Bett liegen wirst. Denn heute war dein Begräbnis. Und es war so unwirklich. Diese kleine dunkle Vase, in der du drin sein solltest. Der Rest von dir.
Ich stand vor dieser Öffnung und habe das riesige Foto von dir betrachtet, auf dem du lachst, als würde dich Nichts und Niemand aufhalten können. Deine Augen strahlen und dein Lächeln ist ansteckend. Ich stehe neben deinem großen Bruder, der meine Hand hält und deine Mutter stützt. Ich kann sie nicht ansehen, weil ich sonst in Tränen ausbrechen würde. Diese starke stolze Frau so gebrochen zu sehen, ist schlimmer, als in dieses kleine dunkle Loch zu schauen.
Ich höre den Pfarrer sprechen, aber ich verstehe es nicht. Meine Gedanken spielen verrückt und mein Hirn kann nicht so schnell übersetzen. Dein Bruder drückt ab und an ganz fest meine Hand und mein Magen zieht sich zusammen.
Mir gegenüber steht deine Verlobte, ihr Gesicht ist hinter einem schwarzen Schleier verhüllt. Sie zittert am ganzen Körper und sie tut mir so unglaublich leid.
Ich habe dich und unsere Liebe bereits vor einigen Jahren verloren. Du bist meine Vergangenheit. Sie verliert ihre Zukunft mit dir und ich kann nur im Ansatz erahnen, wie grausam dieses Gefühl sein muss. Neben deinem Vater steht ein Junge, der stumm geradeaus schaut. Und ich weiß sofort, dass es dein Sohn ist. Der, den du mir – aus welchen Gründen auch immer – während unserer gemeinsamen Zeit verschwiegen hattest. Er hat deine hellblauen, stechenden Augen. Eisbonbon-Augen, habe ich gedacht, als ich dich das erste Mal gesehen habe.