Früher hat sich unser Autor Sascha Grimm regelmäßig in fremden Betten rumgetrieben. Mittlerweile hat er keine Lust mehr auf Spielchen und den Kick für den Augenblick – ganz im Gegenteil zu Autorin Katrin Bauer
Eine schöne Fremde im Club anzusprechen, abzuschleppen und danach allein zurück zu lassen – mit Anfang/Mitte 20 fand ich das super. Keine peinlichen Dates, keine Romantik, keine ewig langen Gespräche, keine Verantwortung. Einfach nur jede Menge Spaß und Sex. Jackpot, baby! Ob die Frauen klug und lustig waren, war mir damals mehr oder weniger egal. Viel wichtiger war, dass sie Lust auf ein Abenteuer hatten.
High Five, Alter
Meine Freunde haben damals recht unterschiedlich auf meine lockere Einstellung zum Thema One Night Stands reagiert. Von meinen Kumpels gab’s meistens ein „High Five, Alter“, von meinen weiblichen Freunden abschätzige Blicke. Mir war das allerdings völlig egal. Wenn mir abends eine Frau im Club gefiel, musste ich sie einfach ansprechen und für mich gewinnen. Wie ein Spiel, das man unbedingt noch einmal spielen und bis zur Perfektion optimieren muss. Mit der Zeit fand ich sogar heraus, wie man es am besten anstellt, wenn man eine Frau ins Bett bekommen möchte. Zuerst spricht man sie höflich und ein bisschen schüchtern an (Mut beweisen), dann lädt man sie auf einen Drink ein (Großzügigkeit beweisen), quatscht ein bisschen (Interesse zeigen), geht dann gemeinsam zum Nachtbus oder zur Bahn (Beschützer sein) – und küsst die Frau schließlich zum Abschied, höflich und zurückhaltend (Gentleman sein). Tja, und dann braucht man eigentlich nur noch zu fragen, ob sie noch Lust auf eine Fortsetzung des Abends hat, so könnte es doch jetzt nicht enden.
Ich war so platt wie meine Masche
Sie denken, dass die Masche ganz schön platt ist? Ja, genau, das ist sie auch. Bis ich das realisiert habe, hat es allerdings gedauert, denn ich war noch nie so blind, wie in dieser Zeit. Ich war so geworden, wie die Typen, die ich eigentlich verabscheute, die Aufreißer und Proleten, die Frauen schlecht behandelten. Realisiert habe ich das zum ersten Mal, als mich eine meiner One Night Stand-Frauen zur Rede gestellt hat. Ich wollte mich wie immer morgens heimlich vom Acker machen, als sie mich gefragt hat, ob der Zettel mit „Vielen Dank für die schöne Nacht, S.“ eigentlich „mein scheiß Ernst“ sei. In diesem Moment habe ich mich gefühlt, als wäre ich von meiner Lehrerin beim Schummeln erwischt worden. Und diese Lehrerin war extrem sauer, denn ich hatte ihr etwas vorgemacht. Interesse geheuchelt, auf Gentleman und Beschützer gemacht und dann auch noch eine romantische Situation konstruiert, beim Händchenhalten im Park auf dem Heimweg. Ich war ein Arsch wie er im Buche stand. Und ich war froh, dass mir das endlich mal jemand sagte.